Zwanzig Jahre nach der Energiewende, um die sich die Bundesregierung zurzeit sehr bemüht, begannen sich am 7. Juni 1995 die Rotoren „Wolfgang“, „Georg“ und „Wilhelm“ zu drehen. Erfolgreich taten sie dies ohne wesentliche Unterbrechung bis zum 9. Mai 2015, wenige Tage vor dem Ablauf der Garantiefrist. Ein Riss im Achszapfen der Anlage führte nach 20 Jahren Betriebszeit zu einem Schaden, der in diesen Tagen jedoch behoben wird, so dass die Anlage wieder 100%-ig einsatzbereit sein wird. In der gesamten Laufzeit wurden mehrere heftige Stürme ohne Schaden überstanden und somit eine technische Verfügbarkeit von 97% erreicht.

Die für lange Zeit größte Windkraftanlage, die auf einem Hochschulgelände in Europa in Betrieb genommen wurde – ANIMA, die Seele – war die erste Anlage, für die offiziell eine kostengerechte Einspeisevergütung gemäß dem „Aachener Modell“ gebilligt wurde. Finanziert wurde sie aus Strukturhilfemitteln der EU zur langfristigen Förderung von Forschung und innovativen Konzepten. In den vergangenen Betriebsjahren produzierte sie jährlich mehr als 600.000 Kilowattstunden Strom, das entspricht einem Gesamtertrag von insgesamt über 14 Millionen Kilowattstunden in 20 Jahren.

Betreiber der Anlage ist die gemeinnützige AMO GmbH, die die gewonnene Energie in das öffentliche Stromnetz der Stadt Aachen einspeist. Mit den so erwirtschafteten Gewinnen wird ein Anteil der laufenden Betriebskosten für das Forschungslabor AMICA bestritten, in dem bereits seit 1997 angewandte Forschung auf dem Gebiet der Nanolithographie und der Nanoelektronik erfolgreich betrieben wird. Die AMO begann schon früh nach Alternativen zu konventionellen Energiekonzepten für AMICA zu suchen.

Die Errichtung der Windkraftanlage der AMO GmbH (ANIMA) am 7. Juni 1995 auf dem Hochschulgelände im städtischen Gebiet geschah nur gegen den zähen Wiederstand diverser städtischer Ämter. Ihre Flügel wurden nach den Vornamen der ärgsten Widersacher in Stadt und Land benannt in der Hoffnung, dass diese möglichst lange dort oben rotieren mögen.  Nach strenger Auslegung der Gemeinnützigkeit der AMO GmbH handelt es sich hierbei nicht, wie bei anderen Modellen der Fall, um ein Modell, bei dem nur einige wenige reich werden. AMO investiert in die Solarforschung und andere wichtige Forschungsfelder auf dem Gebiet der regenerativen Energien.

Der besondere Vorteil der getriebelosen Bauart von ANIMA ist, dass das Windrad auch bei ungünstigen Windverhältnissen effizient arbeitet. ANIMA ist 48 Meter hoch, hat drei rotierende Blätter und ist 20 Meter lang. Die Anlage vom Typ Enercon 40 erzeugt eine Spitzenleistung von 500 Kilowatt, die bei Windgeschwindigkeiten über etwa 12m/s erreicht werden. Dabei kann eine Drehzahl von bis zu 36 Umdrehungen pro Minute erzielt werden. Im Schnitt werden etwa 50% der Energie, die in den Forschungslaboren von AMICA für die Klimatisierung des Reinraums und die energieintensive Herstellung von elektronischen Bauelementen verbraucht werden, von der Windkraftanlage ANIMA produziert. Dies ist eine stolze Bilanz!

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