Unter dem Titel „Dynamik oder Verfall? Zur Zukunft der urbanen Infrastrukturen in NRW“ hat die JRF anlässlich des diesjährigen BMBF-Wissenschaftsjahres „Zukunftsstadt“ zur ersten öffentlichen Veranstaltung am 29.10.2015 nach Düsseldorf eingeladen. Rund 100 Gäste haben teilgenommen.

Einleitend unterstrich Staatssekretär Dr. Thomas Grünewald die Bedeutung einer kooperativen, interdisziplinären und gesellschaftsorientierten JRF-Forschung für Nordrhein-Westfalen. Fachlich illustrierten die fünf Impulsvorträge die disziplinäre Breite und den interdisziplinären Mehrwert der in der JRF zusammengeschlossenen Institute.

Den Auftakt machte Prof. Dr. Bert Bosseler vom IKT − Institut für Unterirdische Infrastruktur. Er führte aus, dass leistungsfähige Infrastrukturen eine Notwendigkeit für die Städte seien und plädierte am Beispiel der Kanalisation für einen qualitativen Aus- statt Rückbau.

Dr. Wolf Merkel vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wasserforschung (IWW) betonte ebenfalls die Bedeutung einer nachhaltigen Sicherung des lebenswichtigen Gutes Wasser. Er erläuterte, dass demografischer Wandel, Klima- sowie struktureller und technologischer Wandel einen messbaren Einfluss auf den Trinkwasserverbrauch ausüben und die Nutzungsmuster der Vergangenheit verändert hätten.

Dr. Christoph Asbach vom Institut für Energie- und Umwelttechnik (IUTA) beschäftigte sich mit der Luft und ihrer Qualität als unterschätzter Infrastruktur. Er wies daraufhin, dass die Bevölkerung Europas und der USA in der Regel mehr als 90 Prozent ihrer Lebenszeit in Innenräumen verbringen. Schätzungen der US-amerikanischen Umweltschutzbehörde (US EPA) davon ausgehen, dass die Luft in Innenräumen rund 2−3 mal schlechter ist, als die Außenluft.

Prof. Dr. Haci Halil Uslucan vom Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung (ZfTI) näherte sich dem Thema Infrastruktur kultur- bzw. sozialwissenschaftlich. Er verwies auf die gewachsene Pluralität der Gesellschaft und kulturelle Vielfalt als gelebtes Faktum. Ein kulturell offenes Angebot an Bildungsinfrastruktur gewinnt in diesem Kontext gesellschaftlich an Bedeutung. Wie erfolgreich das sein kann, zeigt beispielsweise die hohe Zufriedenheit der Schüler/-innen, Lehrer/-innen und Eltern mit dem seit 2012 existierenden islamischen Religionsunterrichtes in NRW.

Prof. Dr. Stefan Siedentop vom Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung (ILS) stellte die Ergebnisse eines Gutachtens für die Enquetekommission III des Landtags Nordrhein-Westfalen vor. Untersucht hatte das ILS die zu erwartenden Erhaltungs- und Folgekosten für Grundschulen und kommunale Verkehrsflächen für nordrhein-westfälische Städte und Gemeinden. Eine ausführliche Darstellung der Ergebnisse findet sich im aktuellen ILS-TRENDS 2/15.

In der anschließenden Podiumsdiskussion zwischen Politik, Wirtschaft und Stadtentwicklung lenkte die Leiterin der JRF-Geschäftsstelle, Ramona Fendeisz, den Fokus auf das aktuelle Geschehen und thematisierte die Flüchtlingssituation. Diese wurde mehrheitlich als Herausforderung, aber auch als Chance gesehen. Kulturelle Anknüpfungspunkte für Flüchtlinge wurden von den Teilnehmenden eher im urbanen Kontext gesehen, gleichzeitig sei Zuwanderung aber nicht allein in den Ballungszentren zu lösen. Dezentrale und regional abgestimmte sowie kleinräumlich differenzierte Lösungsstrategien bedürfen künftig verstärkter interkommunaler Kooperation und Abstimmung. Die lebendige Podiumsdiskussion wurde im Rahmen des Empfangs fortgesetzt.

Das Programm finden Sie hier: JRF-Veranstaltung 29.10.2015

Impressionen von der Veranstaltung: