„Zukünfte des Wohnens in Nordrhein-Westfalen“ lautete das Thema der diesjährigen Konferenz für Planerinnen und Planer NRW, die am vergangenen Freitag, den 11. März 2016 in den Räumen der NRW.BANK Münster stattfand. Mit mehr als 150 Teilnehmenden war die Konferenz frühzeitig ausgebucht. Das Besondere der „Planerkonferenz“ ist ihr interdisziplinärer Zuschnitt und der Anspruch, aktuelle Fragen der Raum- und Stadtentwicklung aufzugreifen und sich an Wissenschaft, aber gezielt auch an interessierte Akteure aus Planung, Politik und Praxis zu wenden. Diesen Gedanken griffen auch die Vorträge am Vormittag auf. Nach der Einführung zur Wohnungspolitik in NRW von Staatssekretär Michael von der Mühlen (Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr NRW), stellte Prof. Dr. Susanne Frank (TU Dortmund) aktuelle Ergebnisse der Zukunftsforschung und empirische Forschungsergebnisse über die Wohnwünsche der heute 15-25-Jährigen gegenüber und beleuchtete dabei vor allem neue sozialwissenschaftliche Aspekte der Zukunft des Wohnens, während Werner Kindsmüller (NRW.BANK) aktuelle und geplante finanzielle Fördermaßnahmen aus der Praxis der Kommunalberatung vorstellte. Deutlich wurde, dass die öffentliche Hand mithilfe einer solchen Wohnungspolitik besser auf die Quartiersentwicklung einwirken kann und angesichts der wachsenden Herausforderungen unterstrichen alle die Bedeutung von interkommunaler Kooperation auch im Wohnungsbereich. Die Komplexität des Themas Wohnen und die inhaltlichen Schnittmengen der Vorträge zeigten sich in der anschließenden, von Prof. Dr. Stefan Siedentop (ILS) moderierten, Diskussion.

Viele der aufgekommenen Fragen und Vorschläge wurden in den nachmittäglichen – thematisch ausgerichteten Workshops intensiver erörtert. Auf das größte Interesse stieß der Workshop „Zukünfte des Wohnens in Kommunen mit Wachstumsdruck: Verdichten, Versiegeln, Verdrängen? – Was sind die Alternativen?“, in dem kommunale Steuerungsmöglichkeiten vertiefend diskutiert wurden. Am Beispiel der sozialgerechten Bodennutzung in Münster stellte der Beigeordnete Matthias Peck vor, wie eine Stadt mit einer aktiven Baulandentwicklung dem Druck auf die Fläche strategisch begegnen kann. Ergänzend brachte Philipp Menzel, Grundstücksaquisiteur bei der Immobilien-Entwicklungsgesellschaft formart GmbH − Niederlassung NRW, ein, dass beim Stadtwohnen die Integration des öffentlichen Raumes aus Investorenperspektive zum Erfolgsfaktor der Quartiersentwicklung werden kann. In der anschließenden von Andrea Dittrich-Wesbuer (ILS) moderierten Diskussion plädierten die Teilnehmenden überdies für Quoten zur Sicherung der sozialen Mischung und mit Blick auf das Thema Dichte wurden vor allem Zielkonflikte zwischen Freiraumschutz- und -sicherung und den damit verbundenen Kosten der Baulandentwicklung diskutiert.

Demgegenüber stand in einem parallelen, von Tana Petzinger (RVR) moderierten Workshop, der sich den Zukünften des Wohnens in Kommunen mit Schrumpfungsdruck widmete, die Frage nach Akteuren und Milieus im Mittelpunkt, mit denen sich Alternativen zum Abriss umsetzen lassen. In Projektbeispielen wurde deutlich, dass nicht jede Problemimmobilie eine sogenannte Schrottimmobilie ist, sondern durch eine differenzierte Anwendung des vorhandenen Instrumentariums mit Leerständen umgegangen werden kann.

Ein weiterer, von Ralf Zimmer-Hegmann (ILS) moderierter Workshop beschäftigte sich mit aktuellen wohnungspolitischen Ansätzen zur Versorgung und Integration von Flüchtlingen. Deutlich wurde vor allem ein Bedarf an spezifischen Strategien und Konzepten, da sich – wie im Inputvortrag von Ulrich Kraus (NRW.BANK) dargelegt – die regionalen Rahmenbedingungen der Wohnungsmärkte stark unterscheiden und viele Städte kleinräumig sowohl mit Wachstum als auch Schrumpfung umgehen müssen. Am Beispiel der Gemeinde Altena im Märkischen Kreis zeigte ihr Bürgermeister Andreas Hollstein, dass Zuwanderung eine Chance ist, die bei hohen Leerstandraten, aber der zugleich guten Beschäftigungssituation in Südwestfalen günstige Rahmenbedingungen für Integration und eine längerfristige Perspektive für Zugewanderte bietet. Darüber hinaus hob er das Potential von Klein- und Mittelstädten für eine gelungene Integration hervor.

Basierend auf der empirischen Analyse von Kerstin Jochimsen (NRW.BANK) plädierte der Workshop „Einfamilienhausgebiete im Umbruch“ für eine Differenzierung der Einfamilienhausgebiete nach unterschiedlichen Strukturtypen und Regionen. Angeregt wurden in diesem von Christian Krajewski (Universität Münster) moderierten Workshop überdies neue Beteiligungsformate auf der Governance- und Instrumentenebene sowie die stärkere Förderung von Nachbarschaftsinitiativen. Darüber hinaus müsse der Generationenwechsel aktiv gestaltet werden. Dazu zählen beispielsweise adäquate Ersatzangebote in den älteren Einfamilienhausgebieten und eine stärkere Koordination von Angebot und Nachfrage vor Ort.

Beendet wurde die von Teilnehmenden und Veranstaltenden als sehr engagiert, anregend und gelungen wahrgenommene Konferenz mit einem satirischen Vortrag des freien Autors Burkhard Spinnen. Mit einem Augenzwinkern präsentierte er den „ultimativen Vorschlag zur Lösung des letzten Problems modernen Wohnens“, bevor Prof. Dr. Uta Hohn (Ruhr-Universität Bochum) den Anwesenden für ihr Interesse und die große Diskussionsbereitschaft dankte. Sie wies nochmal darauf hin, dass die Veranstaltenden den Titel „Zukünfte des Wohnens“ bewusst im Plural formuliert hätten, was sich auch daran zeige, dass Prognosen zunehmend von Modellrechnungen und Szenarien abgelöst worden seien. Zugleich habe die 19. Konferenz für Planerinnen und Planer NRW deutlich gemacht, dass bei allen aufgeworfenen Themen die Kooperation zwischen Städten und Umlandgemeinden gestärkt werden muss und Wissenschaft und Praxis gut daran tun, die Rolle des (Um)Landes künftig stärker in den Blick zu nehmen.

Zur Pressemitteilung vom 15.03.2016 geht es hier (PDF).

Den Veranstaltungsflyer können Sie hier noch einmal einsehen.

Veranstaltende

Die Konferenz für Planerinnen und Planer NRW wird alle eineinhalb Jahre als Kooperationsveranstaltung verschiedener Institutionen durchgeführt: Partner sind das ILS (Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung), die ARL (Akademie für Raumforschung und Landesplanung)/ Landesarbeitsgemeinschaft NRW = LAG NRW), die DASL (Deutsche Akademie für Städtebau und Landesplanung)/ Landesgruppe NRW) sowie themenbezogene Partner/-innen, wie in diesem Jahr die NRW.BANK.

Ansprechpartnerin im ILS:

Hilke Janssen

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