„Bis zum Jahr 2018 soll es in Deutschland eine flächen­deckende Grund­ver­sor­gung mit mindestens 50 Mbit/s geben.“ Diese Aussage unserer Bundes­regie­rung macht deutlich: Deutsch­land benötigt eine moderne und zukunfts­sichere digitale Infra­struktur – für alle. Das Bundes­kabinett hat kürzlich den Entwurf für das neue DigiNetz-Gesetz beschlossen, das Abwasser­netz­be­treiber dazu verpflichtet, die eigenen Infra­strukturen für den Breit­band­ausbau zur Verfügung zu stellen.

Anschaulich: Den Teilnehmern wurden verschiedene Verlegetechniken gezeigt.

Anschaulich: Den Teilnehmern wurden verschiedene Verlegetechniken gezeigt.

Zwei in eins: Infrastrukturen teilen

Es wird also ernst, speziell für Kommunen und Abwasserbetriebe, die sich so langsam an den Gedanken gewöhnen müssen, ihre Infrastrukturen mit Tele­kommu­ni­ka­tions­be­trei­bern zu teilen. Für Tele­kommu­ni­ka­tions­be­trei­ber ergeben sich dadurch neue Möglichkeiten zum Ausbau der Breit­band­infra­struktur. Aber könnte es nicht sein, dass sich auch für Abwasser­betriebe neue Möglichkeiten und Chancen ergeben? Neue Märkte? Interessante Geschäfts­felder? Zusätzliche Einnahmen?

IKT-Workshop: Auseinandersetzung mit dem Thema

Noch muss das Gesetz den Bundesrat passieren. Aber beim IKT-Workshop „Chance oder Fluch? Breit­band­kabel in Abwasser­kanälen“ haben sich Abwasser­netz­betreiber schon mal mit den Möglich­keiten, Chancen und Risiken einer Verlegung von Glasfaser in Kanälen offen auseinander gesetzt.

Nächster Termin: 7.-8. Juni 2016 im IKT, Gelsenkirchen

Zum Programm und zur Anmeldung geht es hier.

Zum ausführlichen Bericht auf der Internetseite geht es hier.

Offen für die Chancen sein

Seit jeher besteht die primäre Aufgabe eines Abwassernetz­betreibers darin, das Abwasser sicher zu entsorgen. An dieser Priorität darf sich natürlich nichts ändern. Aber die neue Situation macht nun ein Umdenken erforderlich, ermöglicht neue Perspektiven, was ein Betreiber sonst noch so alles machen kann. Wegschauen ist keine Option mehr. Deshalb sollten sich Abwasser­betriebe mit dem Gedanken anfreunden, erstens die Infra­strukturen zur Verfügung zu stellen und zweitens über weitere Chancen nachzudenken. Diese Chancen wollte das IKT nun erstmalig in einem Workshop aufzeigen und lud viele interessante Referenten zu diesem Thema ein.

Der erste IKT-Workshop speziell zu diesem Thema bot allerhand Diskussions­stoff. Mehr als 25 Teilnehmer, zum größten Teil Betreiber, lauschten den Referenten, die Begriffen wie DigiNetz, Backbone und Glasfaser erklärten. Begriffe, die in der Regel in der Abwasserbranche nicht bekannt sind, jedoch derzeit immer mehr in den Fokus rücken werden.

Geballte Kompetenz

Dr. Beyer, Geschäftsführer der GSTT e.V., brachte es auf den Punkt: Das IKT hat hier die geballte Kompetenz aus Deutschland zusammen­gebracht. Eine Win-win-Situation, sowohl für Referenten als auch Teilnehmer.

Moderator Dr. Sissis Kamarianakis vom IKT brachte in einem Impuls­vortrag zunächst alle wichtigen Aspekte zusammen: Eine lebens­zyklus­orientierte Betrachtung beider Assets – Kabel und Kanal – ist zwingend notwendig, denn die Betriebs- und Instand­haltungs­konzepte beider Assets müssen aufeinander abgestimmt werden, in der Planung, dem Betrieb und in einer möglichen Umnutzungs­phase.

Dr. Beyer sowie Michael Reiss vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucher­schutz Baden-Württemberg führten historische und rechtliche Aspekte auf. Wieso Breitband? Welche Förderungen sind möglich? Welche Chancen ergeben sich? Wieso kann man von alten Projekten nur lernen?

Erfahrungsberichte von Netzbetreibern

Die Referenten Joachim Zinnecker (HamburgWasser), Stefan Werlich (Stadt Hadamar), Frank W. Grauvogel (Technische Werke Burscheid) und Paul Leikam (Stadt Neuburg an der Donau) präsentierten ihre Erfahrungen bei der Nutzung der Breit­band­technik in ihren Kanälen. Abgesehen von den üblichen Anlauf­schwierig­keiten war der Tenor insgesamt positiv: Wenn man offen gegenüber dem neuen Trend ist, so sind auch die betrieblichen Probleme durchaus zu lösen. Es kommt vielmehr auf die rechtliche Vertrags­gestaltung an. Sind alle Aspekte gut aufeinander abgestimmt, so ist der gleichzeitige Betrieb des Kabels und des Kanals kein Problem mehr.

Verlegetechniken anschaulich präsentiert

Abgerundet wurde der Workshop durch die Vorstellung von fünf unterschiedlichen Verlege­techniken. Wie funktionieren das Fast-Bridensystem, die JT-Anker­technik, BOP, SoltaLiner XTRA sowie das Kurz­liner­verfahren und welche Vor- und Nachteile bieten die Systeme? Die Vorstellung der Systeme brachte den Teilnehmern einen nützlichen Überblick.

Lebhafte Diskussion

Die Diskussionen unter den Teilnehmern und Referenten zu diesem kontroversen Thema waren lebhaft. Einige Betreiber brachten es auf den Punkt: „Wir wussten gar nicht, was so alles dahinter steckt. Leider bekommen wir bis auf das Gesetz überhaupt nicht mit, wie die Erfahrungen diesbezüglich sind.“

Kabel im Kanal – Chance oder Fluch? Da sind sich noch nicht alle Abwasser­netz­betreiber einig. Doch die Antwort eines Teilnehmers steht exemplarisch für die Grundtendenz: „Verschließen können wir uns dem Thema nicht, aber anscheinend ist alles mittlerweile so weit, dass wir Betreiber das ganze jetzt entspannter betrachten können.“

Ansprechpartner

Dr.-Ing. Dipl.-Wirt.-Ing. Sissis Kamarianakis
Telefon: 0209 17806-42
E-Mail: [email protected]