In der Nacht vom 15. auf den 16. Juli 2016 trat ein Szenario ein, das der türkische Staatspräsident Erdoğan und seine AKP bereits in den gesamten vergangenen 14 Jahren ihrer Regierungszeit gefürchtet hatten, das aber mit der Zeit immer unwahrscheinlicher schien: die gewaltsame Machtübernahme durch das Militär. Die beiden großen Anklageverfahren Ergenekon und Balyoz zwischen 2007 und 2014 hatten für jeden sichtbar die bisherige Unantastbarkeit der militärischen Führung beendet, die schon zu Beginn der AKP Regierung im Zuge des Demokratisierungsprozesses ein erhebliche Schwächung ihrer Macht erfahren hatte. Dazu gehörte insbesondere die Schwächung des Einflusses des Nationalen Sicherheitsrates, über den das Militär zuvor unmittelbar in das Regierungshandeln intervenieren konnte. Zudem wurde im Zuge der EU-Reformen die Anklagemöglichkeit von Militärangehörigen vor zivilen Gerichten eingeführt, ebenso wie die Widerspruchsmöglichkeit gegen Entscheidungen der Militärgerichte. Die Anklagemöglichkeit von Zivilisten vor Militärgerichten wurde abgeschafft und eine Kontrollmöglichkeit des Rechnungshofes über das Budget der Sicherheitskräfte eingeführt.

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