Das Land Nordrhein-Westfalen (NRW) hat deutschlandweit im Verhältnis die meisten Geflüchteten aufgenommen. In seiner neuen Studie untersucht das Bonner Friedens- und Konfliktforschungsinstitut BICC Konflikte in nordrhein-westfälischen Unterkünften für Geflüchtete. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kommen dabei zu dem Ergebnis, dass diese größtenteils auf strukturelle Ursachen zurückzuführen sind.

Für die BICC-Studie „‘All Day Waiting‘ – Konflikte in Unterkünften für Geflüchtete in NRW“ führte ein dreiköpfiges Forscherteam eine qualitative Befragung in 33 Unterkünften auf Landes- und Kommunalebene in NRW mit Beteiligung von über 200 Personen durch. Befragt wurden vor allem Geflüchtete aber auch Sozialbetreuer, Hauspersonal, Verwaltungsmitarbeiter und Ehrenamtler. „Unsere Hypothese, dass berichtete Konfliktfälle keine Ansammlung von Einzelfällen darstellen, sondern in der Regel auf miteinander verknüpfte Grundursachen zurückzuführen sind, hat sich dabei bestätigt“, erläutert Projektleiterin Dr. Esther Meininghaus. Zu den strukturellen Konfliktursachen zählen sowohl die Funktionsweise des Asylverfahrens als auch die räumliche Ausgestaltung der Unterkünfte, die sich auf die persönliche Autonomie des Einzelnen und die sozialen Beziehungen der Menschen untereinander auswirken.

Das Autorenteam Simone Christ, Esther Meininghaus undTim Röing analysierte auf Grundlage seiner Befragungen fünf Typen von Konflikten:

  • Konflikte auf der individuellen Ebene
  • Gruppenkonflikte
  • aggressives Verhalten und Kriminalität
  • häusliche und sexuelle Gewalt
  • Konflikte mit Mitarbeitern und zwischen Institutionen

Dabei zeigte sich, dass diese Prozesse häufig unbewusst verlaufen. Auch Traumata von Geflüchteten, die Konflikten zugrunde liegen können, bleiben oft unentdeckt. „Im Ergebnis empfehlen wir daher einen holistischen Konfliktpräventionsansatz, der sowohl strukturelle als auch persönliche Konfliktursachen berücksichtigt und so zu einer verbesserten Unterbringungssituation für Geflüchtete und Mitarbeiter beiträgt“, lautet das Fazit der Studie. Im Juni wird ein BICC Policy Brief erscheinen, der konkrete Handlungsempfehlungen enthalten wird.

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