Unter dem Motto „Unsere Städte – wie können sie zu Stätten von Lebensqualität und Gerechtigkeit werden?“ lädt das Wuppertal Institut zu den ersten Bergischen Klimagesprächen ein. Die Veranstaltung, vormals als Spiekerooger Klimagespräche bekannt, findet vom 28. bis 30. September 2017 im Klostersaal in Solingen-Gräfrath unter wissenschaftlicher Leitung von Prof. Dr. Uwe Schneidewind, Präsident des Wuppertal Instituts und dem Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Reinhard Pfriem statt. Rund 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Wissenschaft und nordrhein-westfälischen Transformationsquartieren richten dabei den Blick auf konkrete Quartiersbewegungen sowie -projekte und entwerfen neue Perspektiven für die städtische Entwicklung.
Wuppertal, 28. September 2017: Wie können solidarische Ansätze in Quartieren und nachbarschaftliche Hilfe die bestehenden Formen der Armutsbekämpfung ergänzen? Welche Wirtschaftszweige und Unternehmen sind für eine nachhaltige Quartiers- und Stadtentwicklung zur Verbesserung der Lebens- und Standortqualität von Bedeutung und wie können diese eingebunden werden? Wie kann der Zwang zur motorisierten Mobilität verringert werden? Wie kann die Lebensqualität in den Quartieren verbessert werden? Wie kann in zentralen Bereichen der Grundversorgung (Energie, Wasser, Mobilität, Stoffströme und Ernährung) auf Quartiersebene ein Ansatz gefunden werden, der sowohl den Bedürfnissen der ländlichen als auch der städtischen Bevölkerung gerecht wird?
Diese und weitere Themen stehen bei den ersten Bergischen Klimagesprächen unter dem Motto „Unsere Städte – Wie können sie zu Stätten von Lebensqualität und Gerechtigkeit werden?“ im Mittelpunkt der Diskussion. Zur Beantwortung der Fragen treffen sich rund 30 Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft, insbesondere aus den nordrhein-westfälischen Transformationsquartieren, zu einem intensiven Austausch.
„Während der Bergischen Klimagespräche stellen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bisherige Handlungsmuster und Verfahren am Beispiel ausgewählter Transformationsquartiere auf den Prüfstand und hinterfragen kritisch, welche Maßnahmen notwendig sind, damit gutes Leben in der Stadt tatsächlich Gestalt annehmen kann. Damit tragen sie zu einer neuen Perspektive städtischer Entwicklung bei“, sagt Prof. Dr. Uwe Schneidewind, Präsident des Wuppertal Instituts.
Im Vergleich zu den Spiekerooger Klimagesprächen liegt der Fokus bei den Bergischen Klimagesprächen stärker auf regionalen Entwicklungen. Mit der Verlagerung in das Bergische Land finden die Klimagespräche künftig in einer Region der Frühindustrialisierung statt und stehen als Symbol für das, was seit Jahren als Anthropozän benannt und als wesentliche Quelle des Klimawandels markiert wird: Nämlich, dass der Mensch heute der Haupteinflussfaktor auf die Umwelt ist.
Transformative Kraft von Quartieren zur Neuausrichtung städtischer Entwicklungspolitik nutzen
Sowohl Quartiere als auch Städte sind in steigendem Maße von Finanznot, sozialen Verwerfungen und Umweltbelastungen betroffen, sodass ein engeres Zusammenwirken eigentlich dringend erforderlich wäre. Kleinere und mittlere Städte werden in den Strategien der Metropolregionen zunehmend abgehängt, das städtische Umland wird nur noch als Baulandreserve und Ausgleichsraum für städtische Defizite wahrgenommen. Vor diesem Hintergrund ist eine Neuausrichtung städtischer Entwicklungspolitik unabdinglich: Unternehmen sowie Bürgerinnen und Bürger gestalten ihre Stadtquartiere, um ihre Umgebung zu verbessern und zukunftssicher zu gestalten. Gesunde Ernährung, umweltfreundliche Energieversorgung und klimafreundliche Mobilität sind dabei wichtige Zielpunkte.
Die Nähe der Unternehmen sowie der Bürgerinnen und Bürger zu ihrem Wohnort wird hier zu einem produktiven Faktor der Transformation in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung. Exemplarisch für diese Entwicklung stehen fünf Stadtquartiere, die auf den Bergischen Klimagesprächen vertreten sein werden: Wuppertal-Arrenberg, Köln-Ehrenfeld, Essen-Nord, Oberhausen-Zentrum und Bielefeld-Sennestadt. Mit den Schwerpunkten „Neue Stadtökonomie“, „Partizipation, Demokratie und Gerechtigkeit“, „Stadtnatur und räumliche Strukturen“ sowie „Lebendige und gleichberechtigte Stadt-Land-Beziehungen“ wird diskutiert, inwieweit die transformative Kraft der Bewegungen und Projekte dieser Quartiere genutzt werden kann, um eine Neuausrichtung städtischer Entwicklungspolitik anzuregen.
„Wir freuen uns auf das neue Format der Bergischen Klimagespräche und hoffen, nach acht Jahren auf der Insel Spiekeroog, jetzt auch hier überregionale Ausstrahlungseffekte zu erreichen“, sagt Prof. Dr. Reinhard Pfriem.
Öffentliche Filmvorführung „Wem gehört die Stadt?“
Wem gehört die Stadt? Den Bauherren, die sie kaufen? Den Beamten, die sie verwalten? Oder den Menschen, die sie bewohnen? Am Beispiel der Nutzung eines ehemaligen Industrieareals in Köln-Ehrenfeld geht der Film „Wem gehört die Stadt?“ der Frage nach, wie Demokratie im Alltag funktionieren kann und wie viel politische Verantwortung die eigene Heimat für jeden Einzelnen bedeutet. Im öffentlichen Teil der Bergischen Klimagespräche wurde am Donnerstag Abend der von der Kölner Filmemacherin Anna Ditges produzierte Film „Wem gehört die Stadt – Bürger in Bewegung“ gezeigt.
Hier geht es zum Beitrag auf der Internetseite des Wuppertal Instituts.