Seit dem 23. Mai wird Glücksforschung in Wuppertal mit der App „Glücklich in Wuppertal“ digital betrieben. Glücks-App liefert erste Erkenntnisse zur Lebenszufriedenheit.Am 14. November 2017, wurden die Ergebnisse der ersten zwei Befragungsrunden mit Wuppertals Oberbürgermeister Andreas Mucke, Prof. Dr. Uwe Schneidewind, Präsident des Wuppertal Instituts, sowie den Projektverantwortlichen Hans Haake und Kai Ludwigs in der Aula des Wuppertal Instituts ab 19 Uhr öffentlich präsentiert und diskutiert.

Wuppertal, 15. November 2017: Wie glücklich sind die Wuppertalerinnen und Wuppertaler? Welche Faktoren nehmen Einfluss auf das individuelle Glück? Und lassen sich daraus Leitlinien für die Stadt entwickeln, um Wuppertal noch glücklicher zu machen? Diesen Leitfragen geht das Projekt nach. Die Glücks-App, entwickelt vom Wuppertal Institut in Zusammenarbeit mit der Happiness Research Organisation, ermöglicht sowohl die persönliche Beschäftigung mit Glück als auch die anonyme wissenschaftliche Auswertung der Daten und die Entwicklung von Empfehlungen für Politik und Verwaltung. In zwei Befragungsrunden lieferte die App dem Projektteam bisher einen Datensatz, mit dem Glück nun systematisch in einer Stadt erforscht werden kann. Hans Haake, Projektkoordinator am Wuppertal Institut, sagt: „Insgesamt wurde die App 1.800 Mal genutzt. Dabei wurden die Fragebögen aussortiert, die nicht ernsthaft ausgefüllt wurden. Am Schluss blieben 1.208 verwertbare Fragebögen übrig.“ Darüber hinaus gab es auch Personen, die an beiden Befragungsrunden teilahmen. Haake ergänzt: „Diese Gruppe ist mit 127 Personen kleiner als erhofft, doch die App soll nun weiterentwickelt werden, sodass dieser Datensatz künftig wächst.“ Hunderte Teilnehmerinnen und Teilnehmer füllten zudem ein Glückstagebuch aus, beantworteten Momentabfragen und trugen in vielen Freifeldern konkrete Anliegen, Ideen und Verbesserungsvorschläge ein. Der Projektleiter freut sich: „Das ist nicht selbstverständlich bei Befragungen dieser Art.“

Erste Ergebnisse nach sechs Monaten
Grafisch aufbereitet werden die ersten Befragungsergebnisse mittels des vom Projektteam entwickelten Live-Dashboards, das es jedem Interessierten ermöglicht, die anonymisierten Daten mit beliebigen Filtern zu vergleichen und somit die Ergebnisse breit zugänglich macht.
Kai Ludwigs, Projektverantwortlicher der Happiness Research Organisation, erklärt das Dashboard: „Wir lassen hier eine volle statistische Analyse im Hintergrund laufen. Man kann also fast alles mit allem kombinieren und auswerten – die Zufriedenheit von engagierten Männern in Elberfeld ebenso wie die Zufriedenheit mit der Fahrradinfrastruktur seitens der Autofahrer.“

„Cronenberg ist besonders glücklich“
Die Ergebnisse aus der umfassenden Umfrage mit 100 Fragen im zentralen Datensatz sind vielfältig. „Wuppertal muss sich im nationalen und internationalen Vergleich auf keinen Fall verstecken“, sagt Haake. Manche Kennzahlen wiesen sogar auf eine leicht höhere Zufriedenheit der Wuppertalerinnen und Wuppertaler im Vergleich zu Deutschland oder Nordrhein-Westfalen hin: „Cronenberg zum Beispiel ist besonders glücklich.“
Besonders auffallend sei, dass engagierte Bürgerinnen und Bürger und solche, die sich mit Wuppertal verbunden fühlen, auf persönlicher Ebene tendenziell glücklicher sind. Bei den Wohnbedingungen herrsche auch im nationalen Vergleich hohe Zufriedenheit; weit weniger zufrieden seien die Teilnehmerinnen und Teilnehmer jedoch mit ihrer frei verfügbaren Zeit.

Wuppertal mit App-Erkenntnissen verbessern
Auf Stadtebene zeigte sich, dass insbesondere die Infrastruktur für Autofahrer und Fahrradfahrende, die Lärmbelastung, mangelnde Sauberkeit und die Angebote für Menschen mit Behinderungen zu Unzufriedenheit führten. „Bei den Fragen zu ganz konkreten Wuppertaler Projekten ergaben sich spannende Aussagen“, sagt Haake. Die Wuppertalerinnen und Wuppertaler äußerten sich klar positiv zum Ausbau der Nordbahntrasse und zur Wiedereröffnung der B7. Den Bau der Seilbahn sähen sie mit gemischten Meinungen. Wirklich konkret antworteten die Teilnehmenden in den Freifeldern – in etwa der Hälfte der Fragen sind solche freien Antworten möglich. Diese hat das Projektteam mit Schlagworten versehen. „Besonders auffällig an den Freifeld-Antworten ist, dass hier häufig die Wuppertaler Infrastruktur thematisiert wurde“, ergänzt Haake.

Diese Erkenntnisse sollen künftig in die Pläne zur Stadtentwicklung mit einfließen. Oberbürgermeister Andreas Mucke ist froh über die Möglichkeiten, die die Glücks-App bietet: „Wir haben am Wochenende bei einer großen Veranstaltung ‚Offene Kommunen NRW’ in der Volkshochschule über die Smart City diskutiert und ‚Glücklich in Wuppertal’ ist ein wichtiger Teil davon. Und jetzt sehen wir: Das funktioniert. Quer durch Wuppertal nutzen Menschen die App und wir werden jetzt gemeinsam mit den Wissenschaftlern genau schauen, wo wir konkret was umsetzen können. Und vor allem, wie wir die digitalen Möglichkeiten auch in unseren Strategieprozessen einbauen werden.“

Transformativer Forschungsansatz
Die Ergebnisse seien nur der erste Schritt, erklärt auch Hans Haake. Jetzt gehe es vor allem darum, was mit den Daten gemacht werde und wie die App auch in Zukunft genutzt und weiterentwickelt werde. „Wir wollen mit der Forschung am Wuppertal Institut im Sinne einer transformativen Wissenschaft zu Verbesserungen in Wuppertal beitragen“, sagt Prof. Dr. Uwe Schneidewind, Präsident des Wuppertal Instituts, und fügt hinzu: „Deshalb ist es so zentral, dass wir im engen Austausch mit Politik und Verwaltung stehen und immer wieder prüfen, wo die Bedarfe in Wuppertal liegen, welche Themen wir aufgreifen können und wie wir uns selber in unterschiedliche Prozesse in der Stadt einbringen können.“

Weiterentwicklung der Glücks-App
Jetzt, wo die Möglichkeiten der App demonstriert wurden, muss sich zeigen, wie mit den Ergebnissen umgegangen wird, welche Themen in der öffentlichen Diskussion aufgegriffen werden und wie das Potenzial der App besser genutzt werden kann. Das Projektteam vom Wuppertal Institut und der Happiness Research Organisation arbeitet daher weiter an der Verbesserung und Anpassung der App. Die nächste Befragungsrunde startet am 5. Dezember 2017. Einige bisher nicht umgesetzte technische Möglichkeiten, gerade hinsichtlich der Stadtentwicklung und Bürgerbeteiligung, sollen hinzukommen: „Wir können noch viel konkreter nachfragen, die Angaben von Ortsdaten und das Mitschicken von Fotos ermöglichen. Wir werden für die nächste Runde auch an einigen Stellen die App vereinfachen und verschlanken, um den Aufwand für die User zu reduzieren und so weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu motivieren“, hofft Hans Haake.

Weitere Informationen:
Webseite Glücklich in Wuppertal
https://www.gluecklich-in-wuppertal.de/

Pressemitteilung „Wuppertal Institut geht in Glücksforschung neue Wege“
https://wupperinst.org/a/wi/a/s/ad/3918/

News „Glücklich in Wuppertal“ geht in die zweite Befragungsrunde
https://wupperinst.org/a/wi/a/s/ad/4030/

Projektbeschreibung „Kurzexpertise Gut leben in Wuppertal – Wohlbefindenspanel“
https://wupperinst.org/p/wi/p/s/pd/679/