Vor 15 Jahren veröffentlichte das IKT seinen ersten LinerReport, und diese Übung wiederholt sich seitdem Jahr für Jahr. In diese Berichte flossen die Prüfergebnisse von insgesamt rund 23.000 Baustellenproben ein. Dies entspricht schätzungsweise 2 bis 2,5 Millionen sanierter Kanalmeter.

Dicht oder nicht? Prüfung der Wasser-Dichtheit im IKT-Labor. (Quelle Foto: IKT)

Klassiker der Qualitätssicherung: Die vier Kernprüfkriterien

Die Proben werden auf Baustellen kurz nach dem Einbau entnommen und in den beiden IKT-Prüflaboren in Deutschland und in den Niederlanden (seit 2013) anhand von vier Prüfkriterien untersucht: E-Modul, Biegefestigkeit, Wanddicke und Wasser-Dichtheit. Auf diese Kernprüfkriterien haben sich Mitte der 2000er Jahre Fachleute aus Kommunen, Ingenieurbüros, Hersteller- und Anwenderfirmen sowie Prüflabore geeinigt. Sie wurden ausgewählt, weil sie eine hohe Aussagekraft über die Baustellenqualität von Schlauchlinern besitzen. Zudem sind sie schnell und preiswert durchzuführen. Mittlerweile sind die Prüfnormen in das DWA-Regelwerk (DWA A 143-3 und M 144-3) und in die Zulassungskriterien des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt) aufgenommen.

Wanddicken-Messung: erfordert besonders hohe Präzision. (Quelle Foto: IKT)

Die IKT-LinerReports sind jährliche Zusammenfassungen der Prüfergebnisse, die das IKT ermittelt und anhand von Vergleichen mit den Soll-Werten für jedes Probestück bewertet hat. Dargestellt wird, wie Sanierungsfirmen bei den vier Prüfkriterien in einem Kalenderjahr abgeschnitten haben. So wird sowohl der Leistungsstand der Schlauchliner-Branche als auch einzelner Firmen übersichtlich aufgezeigt. IKT-LinerReports dienen somit der Markttransparenz für die Fachöffentlichkeit, vor allem für die Nachfrageseite, also für die Betreiber von Abwassernetzen.

Qualitätsdebatte zeigt Wirkung

Nicht zuletzt ausgelöst durch die frühen IKT-LinerReports wurde noch bis Mitte der 2000er Jahre hinein heftig um das Ob und Wie der Schlauchliner-Prüfungen gestritten. Unterschiedliche wirtschaftliche Interessen und Qualitätsansprüche kollidierten miteinander, zum einen zwischen Anbieter- und Kundenseite und zum anderen zwischen den Anbietern untereinander, die um ihre Marktanteile kämpften.

Vor allem die Netzbetreiber verlangten ein hohes Qualitätsniveau mit entsprechenden Qualitätsprüfungen, da der Anspruch der Schlauchliner-Branche ist, zuverlässige und langlebige Kanalsanierungen für bis zu 50 Jahre Nutzungsdauer zu liefern. Daher setzten sich die Netzbetreiber mit ihrer Forderung nach Tests der eingebauten Liner auf Standfestigkeit und Wasser-Dichtheit durch: Tests anhand von Baustellenproben, die festgelegten Richtlinien entsprechen und nicht von den Sanierungsfirmen selbst, sondern von unabhängigen Dritten durchgeführt werden sollen.

Blick zurück auf 15 Jahre

Von den etwa 23.000 Baustellenproben, die über die Jahre in die IKT-LinerReports eingeflossen sind, stammen rund 82% von glasfaser-verstärkten Linern (GFK) und 18% von Nadelfilz-Linern (NF). Waren anfangs noch beide Trägermaterialarten fast gleich stark vertreten, so überwiegen ab 2006 zunächst leicht, später dann aber eindeutig die GFK-Liner (vgl. Diagramm 1).

Diagramm 1 – Anzahl der Schlauchliner-Proben nach Trägermaterial von 2003 bis 2018 (Grafik anklicken für Großansicht)

Dies spiegelt in erster Linie die Entwicklung auf dem deutschen Markt wider, aber auch andere Märkte folgen diesem Trend nach und nach. So verzeichnen zum Beispiel die Niederlande und die Schweiz starke GFK-Zuwächse.

Gesamtentwicklung positiv

Die Gesamtentwicklung der Prüfergebnisse über die letzten 15 Jahre ist positiv. Noch Mitte der 2000er Jahre bestanden 15 bis 17 Prozent aller Schlauchliner die Prüfungen nicht. Inzwischen hat sich die Durchfallquote auf 1 bis 6 Prozent reduziert. Dies ist ein erfreuliches Gesamtbild.

Es wird allerdings dadurch leicht getrübt, dass nach sehr guten, zum Teil an 100 Prozent heranreichenden Erfolgsquoten, der Anteil nicht bestandener Prüfungen in der zweiten Hälfte der 2010er-Jahre erkennbar zunimmt, mit Ausnahme des Prüfkriteriums Wasser-Dichtheit (vgl. Diagramm 2).

Diagramm 2 – Prüfergebnisse der vier Prüfkriterien von 2003 bis 2018 (Grafik anklicken für Großansicht)

15 Jahre und ein gebrochener Trend?

Die Entwicklung der Schlauchliner-Qualität ist in den letzten 15 Jahren durch zwei Phasen gekennzeichnet: Zunächst durch eine starke Ver­bes­se­rung von 2003/04 bis 2013/15 und danach durch eine zweite Phase leicht abnehmender Erfolgs­quoten. Deutlich wird dies auch, wenn man betrachtet, wie viele Sanierungs­firmen die Tests mit allen ihren Proben bestehen. So gelang es 2015 fast 70% der Firmen, das Prüfkriterium E-Modul mit allen ein­ge­sandten Proben zu bestehen. Von da an kehrte sich der Trend um und der Anteil der Firmen mit allen Proben „bestanden“ redu­zierte sich bis 2018 auf gut 35% (vgl. Diagramm 3).

Diagramm 3 – Entwicklung der bestandenen Prüfungen in den vier Prüfkriterien von 2003 bis 2018 (Grafik anklicken für Großansicht)

Ähnliche Trends sind auch bei den anderen drei Prüfkriterien zu beobachten: Im Jahr 2011 bestanden 75% der Sanierungsfirmen alle Biegefestigkeits-Prüfungen, sieben Jahre später sind es nur noch 45%. Bei der Wanddicke war 2013 das beste Jahr mit 53% Firmen, die diese Tests mit allen ihren Proben bestanden, hingegen sind es 2018 lediglich 35%. Nur bei der Wasser-Dichtheit ist der Rückgang etwas geringer, nämlich von 70% der Firmen im Jahr 2010 auf 55% im Jahr 2018 (vgl. Diagramm 3).

Sorgenkind Wanddicke

Das Prüfkriterium Wanddicke fällt über alle 15 Jahre des IKT-LinerReports am schwächsten aus. Hier sind durchgehend die geringsten „Bestanden“-Quoten zu verzeichnen. Zwar sind die Ergebnisse der Wanddicken-Prüfungen heutzutage besser als vor 15 Jahren, aber mit einer Erfolgsquote von 94% bestandener und 6% nicht-bestandener Prüfung in 2018 bleibt die Wanddicke das Kriterium mit den schlechtesten Ergebnissen. Man muss sich vor Augen halten, dass diese Durchfallquote in Höhe von 6% bedeutet, dass ungefähr jeder 15. Liner die vom Auftraggeber geforderte Wanddicke nicht erreicht (vgl. Diagramm 2).

Diagramm 4 – Anteil bestandener Prüfungen bei GFK-Linern (Grafik anklicken für Großansicht)

Vergleich GFK- versus Nadelfilz-Liner

Sowohl GFK- als auch Nadelfilz-Liner (NF) sind über die letzten 15 Jahre besser geworden. Bei den NF-Linern fällt diese Verbesserung stärker aus, allerdings ausgehend von einem niedrigeren Anfangsniveau als bei GFK-Linern. Letztere bewegen sich über fast alle Jahre hinweg in einem engen Band von 95 bis 99 Prozent „bestanden“. Einzige Ausnahme ist die Wanddicke, die bei den GFK-Linern deutlich schwächer ausfällt als die anderen drei Prüfkriterien (vgl. Diagramme 4 und 5).

Diagramm 5 – Anteil bestandener Prüfungen bei Nadelfilz-Linern (Grafik anklicken für Großansicht)

NF-Liner weisen demgegenüber eine deutlich höhere Varianz ihrer Prüfergebnisse über die Zeit auf. Erst in den letzten drei Jahren pendeln sich die Ergebnisse der vier Kriterien auf einem hohen Niveau zwischen 95 und 100 Prozent ein. Bemerkenswert ist, dass seit zwei Jahren kein NF-Liner mehr bei der Wasser-Dichtheit durchgefallen ist. Ein Kriterium, das über viele Jahre nicht zu den Stärken der NF-Liner gehörte (vgl. Diagramm 5).

Zum Download der IKT-LinerReports der vergangenen Jahre

Prüfergebnisse 2018

In den neuesten IKT-LinerReport fließen mehr als 2.100 Schlauchliner-Proben ein, die im Jahr 2018 auf Baustellen zwecks Qualitätskontrolle entnommen und von der IKT-Prüfstelle für Schlauchliner untersucht wurden. Wie in den Vorjahren auch, werden für jede Baustellenprobe E-Modul, Biegefestigkeit, Wanddicke und Wasser-Dichtheit bestimmt. Die Prüfergebnisse werden verglichen mit den jeweiligen Soll-erten aus den DIBt-Zulassungen (Niederlande: KOMO-Zertifikat; Schweiz: QUIK-Richtlinie) oder Auftraggeber-Angaben, z.B. statische Berechnungen.

Drei-Punkt-Biegeversuch: mechanische Prüfung von E-Modul und Biegefestigkeit

Die Tabellen 1 und 2 in dieser PDF-Datei stellen die Prüfergebnisse für jede Sanierungsfirma beziehungsweise für jedes Liner-System im Detail dar. Die Anteile von Bestanden“-Ergebnissen der vier Prüfkriterien bewegen sich auch 2018 auf hohem Niveau (Mittelwerte: 98,9%; 97,5%; 97,4%; 94,1%). Sie bleiben damit auf Vorjahreshöhe, mit minimalen Abweichungen nach oben beim E-Modul und sehr geringen Abweichungen nach unten bei den drei anderen Kriterien (vgl. Tabelle 3). Auch 2018 war insgesamt ein gutes Jahr für die Schlauchliner-Qualität.

Weitere Informationen erhalten Sie HIER auf der Internetseite des IKT