Eine erfolgreiche Energiewende umfasst die Transformation zu einem vollständig dekarbonisierten, atomenergiefreien sowie sozial- und wirtschaftsverträglichen Energiesystem. Dass dies machbar ist, belegen Prof. Dr. Peter Hennicke, Jana Rasch und Judith Schröder vom Wuppertal Institut sowie Dr. Daniel Lorberg von der Bergischen Universität Wuppertal in ihrem jetzt erschienenen Buch „Die Energiewende in Europa“ auf Grundlage zahlreicher Studien und Praxisbeispiele.

Das Buch „Die Energiewende in Europa – Eine Fortschrittsvision“ ist am 2. Mai 2019 im Oekom-Verlag erschienen. Quelle: Wuppertal Institut/A. Riesenweber

Wuppertal, 2. Mai 2019: Ende Mai 2019 finden in Europa Wahlen statt. Ein guter Zeitpunkt, dass die Europäisierung der Energiewende nicht länger eine Utopie bleiben muss. Sie hat das Potenzial für eine neue und realistische Fortschrittsvision, die der „europäischen Idee“ einen zukunftsorientierten Inhalt geben kann. Das Ziel ist klar: Bis 2050 muss Europa ohne fossile und nukleare Energie auskommen, um seiner globalen Verantwortung gerecht zu werden. Vorliegende Studien für die Europäischen Union und einzelne Mitgliedsländer belegen, dass diese Vision machbar und mit vielen Vorteilen verbunden ist: mehr Jobs, mehr Versorgungssicherheit, weniger vorzeitige Todesfälle durch Luftverschmutzung, Abbau von Ressourcenkonflikten sowie sinkende Energiekosten.

Das Buch „Die Energiewende in Europa – Eine Fortschrittsvision“ zeigt auf, welche konkreten Schritte diese Vision voranbringen können. Die Autorinnen und Autoren werfen einen kritischen Blick auf die neuesten Entwicklungen der europäischen Energiewende, die bestehenden Problemfelder, vor allem aber auch die Chancen, die mit einer umfassenden Energiewende verbunden sind. Sie stützen sich dabei auf eine Vielzahl von Analysen, wie die europäische Politik durch forciertes Energiesparen, den systematischen Ausbau erneuerbarer Energien und umweltbewussteres Verhalten umgesetzt werden kann.

Mit dem Buch soll anlässlich der Europawahl eine Diskussionsgrundlage über neue Ansätze für Europa hinsichtlich der Energiewende bereitgestellt werden. „Europa ohne Kohle und Uran ist eine realisierbare Strategie, für die es sich zu kämpfen lohnt“, betont Prof. Dr. Peter Hennicke, Senior Advisor am Wuppertal Institut und ehemaliger Präsident des Instituts, und ergänzt: „Die Umsetzung einer Energiewende ist ein langfristiger sozial-ökologischer Transformationsprozess für den es keine Blaupause gibt. Es handelt sich damit um ein gesellschaftliches Experimentierfeld für die Reformfähigkeit einer hochentwickelten Industrieregion im Zeitalter der Globalisierung.“

Eine europäische Energiewende erfordert eine Allianz, die idealerweise angefeuert ist durch die Nachbarn Frankreich und Deutschland. Viele hoffen auf Deutschland als Treiber von Atom- und Kohleausstieg. Das Autorenteam unterstreicht, dass Deutschland aktuell aber den Erwartungen und eigenen Zielen deutlich hinterherhinkt. Die eigenen Vorgaben endlich umzusetzen – darauf komme es nun in Deutschland an und könnte erhebliche Signalwirkung auf Europa und darüber hinaus ausüben.

„Die Dekarbonisierung des Energiesystems ist ohne Zweifel ein ambitioniertes gesellschaftliches- und energiepolitisches Projekt. Es ist ein historisch bisher einmaliger Prozess und erfordert vielfältige Anstrengungen, die mindestens bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts andauern müssen“, erläutert Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, Vizepräsident des Wuppertal Instituts, und fügt hinzu: „Ich freue mich sehr, das mit dem Buch rechtzeitig zur Europawahl wichtige Denkanstöße gegeben werden, wie eine Umsetzung konkret gelingen kann.“

Das Buch entstand in Kooperation mit der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik e. V. (AAW). Das Memorandum 2019 der AAW enthält eine Kurzfassung des Buches. Ab sofort ist das Buch „Die Energiewende in Europa“ im Handel erhältlich. Finanziert wurde das gemeinsame Buchprojekt über oekom crowdln, einer Crowdpublishing-Plattform für innovative Ideen zur Nachhaltigkeit in Umwelt und Gesellschaft.

Über die Autorinnen und Autoren

Prof. Dr. Peter Hennicke war bis 2008 Präsident des Wuppertal Instituts. Er ist Träger des deutschen Umweltpreises und Mitglied des Club of Rome. Er gilt als einer der Vordenker der deutschen Energiewende.

Jana Rasch und Judith Schröder sind beide als wissenschaftliche Mitarbeiterinnen im Forschungsbereich Energiepolitik in der Abteilung Energie-, Verkehrs- und Klimapolitik am Wuppertal Institut tätig. Raschs inhaltlicher Fokus liegt bei Projekten im Bereich Energiepolitik, nachhaltigem Wirtschaften und Nachhaltigkeitsstrategien. Schröder befasst sich mit der internationalen Zusammenarbeit in der Energie- und Klimapolitik.

Dr. Daniel Lorberg ist Mitglied des Instituts für Politikwissenschaft sowie des Zentrums für Transformationsforschung und Nachhaltigkeit an der Bergischen Universität Wuppertal.

Weitere Informationen:

 

Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH
VisdP: Prof. Dr. Uwe Schneidewind, Präsident
Kontakt: Christin Hasken, Leitung Kommunikation
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Das Wuppertal Institut erforscht und entwickelt Leitbilder, Strategien und Instrumente für Übergänge zu einer nachhaltigen Entwicklung auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene. Im Zentrum stehen Ressourcen-, Klima- und Energieherausforderungen in ihren Wechselwirkungen mit Wirtschaft und Gesellschaft. Die Analyse und Induzierung von Innovationen zur Entkopplung von Naturverbrauch und Wohlstandsentwicklung bilden einen Schwerpunkt seiner Forschung. Im Fokus der Forschung des Wuppertal Instituts stehen Transformationsprozesse zu einer Nachhaltigen Entwicklung. Die Forschungsarbeiten hierzu bauen auf disziplinären wissenschaftlichen Erkenntnissen auf und verbinden diese bei der transdisziplinären Bearbeitung komplexer Nachhaltigkeitsprobleme zu praxisrelevanten und akteursbezogenen Lösungsbeiträgen. Problem, Lösungsansatz und Netzwerke sind dabei gleichermaßen global, national sowie regional/lokal ausgerichtet.