„Reallabore sind ein wichtiger Ansatz zur Förderung einer reflexiven Wissensgesellschaft, die Innovation, Partizipation und gesellschaftlichen Machtausgleich integriert.Die Idee des Reallabors knüpft an die experimentelle Wende in den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften an. Es bestehen enge Verbindungen zu Konzepten der Feld- und Aktionsforschung“, sagt Prof. Dr. Uwe Schneidewind, Präsident des Wuppertal Instituts. Reallabore sind Experimentierräume, in denen das Entwickeln, Erproben und Erforschen nachhaltiger, zukunftsfähiger Lösungen im Fokus steht. Forschende und Praxisakteure wie beispielsweise die Zivilgesellschaft ziehen dabei an einem Strang. Sie nehmen mit verschiedenen Kompetenzen unterschiedliche Rollen ein, arbeiten aber auf Augenhöhe zusammen. Das eröffnet einen neuen Blick und schafft einen ganzheitlichen Ansatz. Teilnehmende können gewohnte Denkmuster über Bord werfen, partizipativ und kooperativ Transformationsprozesse anstoßen und wissenschaftliche wie gesellschaftliche Lernprozesse verstetigen. Reallabore übertragen so den naturwissenschaftlichen Labor-Begriff in die Analyse gesellschaftlicher und politischer Prozesse.
Das Wuppertal Institut hat das Reallabore-Format maßgeblich mitgestaltet und geprägt. Dies zeigt unter anderem die gemeinsame Gründung des Netzwerks „Reallabore der Nachhaltigkeit“ des Karlsruher Instituts für Technologie, des Wuppertal Instituts, der Leuphana Universität Lüneburg und des Ecological Reserach Network (Ecornet). Das Netzwerk versteht sich als Plattform über und für Reallabore, die im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung forschen und handeln – und lädt zum Mitmachen ein.
Perspektiven für die zukünftige Forschung
Im neuen In Brief „Reallabore – Perspektiven für ein Forschungsformat im Aufwind“ blickt das Autorenteam auf die künftige Forschung in Reallaboren und stellt drei Themen in den Fokus:
- Kerncharakteristika von Reallaboren
Die Autorinnen und Autoren fordern die Besinnung auf die inzwischen etablierten Kerncharakteristika der Reallabor-Idee. - Kapazitätsaufbau im Wissenschaftssystem
Netzwerkstrukturen wie das neu geschaffene „Netzwerk Reallabore“ sollen den Capacity-Aufbau im Wissenschaftssystem begleiten. Mit diesem Kapazitätsaufbau sind die Entwicklung methodischer Standards, Verfahren der Qualitätssicherung, Trainings- und Qualifizierungsmaßnahmen sowohl für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als auch Praxisakteure in Reallaboren gemeint. - Reallabore als Forschungsinfrastrukturen etablieren
Die Autorinnen und Autoren plädieren für einen langfristig angelegten Aufbau von Ressourcen, da Forschung in Reallaboren auch Beziehungs- und Vertrauenskapital zwischen wissenschaftlichen und nicht-wissenschaftlichen Akteuren erfordert.
Für die Transformationsforschung des Wuppertal Instituts ist die Arbeit in Reallaboren deswegen so bedeutsam, weil mit ihr Veränderungsprozesse in allen vier Dimensionen der sogenannten Zukunftskunst, also der transformativen Zukunftsgestaltung, angestoßen und untersucht werden können – ganz gleich, ob technologische, ökonomische, institutionelle sowie kulturelle Veränderungsprozesse.
Weitere Informationen:
Pressemitteilung auf der Website des Wuppertal Instituts
In Brief: Reallabore – Perspektiven für ein Forschungsformat im Aufwind
Realalbore erhöhen Sichtbarkeit
Netzwerk „Reallabore der Nachhaltigkeit“
GAIA Special Issue: Labs in the Real World