Wie erfolgreich Protest sein kann, zeigt aktuell eindrucksvoll die Fridays-for-Future-Bewegung auf der ganzen Welt. Kopatz überrascht das nicht, er weiß seit langem, dass Protest um ein Vielfaches wirkungsvoller ist als ökologisch korrekter Konsum. „Wir müssen die Strukturen ändern, nicht die Menschen“, ist er überzeugt, und fordert die Politik auf, ihrer Verantwortung gerecht zu werden und intelligente Standards und Limits zu setzen – damit Öko zur Routine wird und die erhobenen Zeigefinger verschwinden.
Am 7. Oktober 2019 erschien das neue Buch von Kopatz „Schluss mit der Ökomoral! Wie wir die Welt retten, ohne ständig daran zu denken“. Dort zeigt der Wissenschaftler mit kurzweiligen Alltagsgeschichten und konkreten Beispielen, wie sich die Strukturen ändern müssen, damit Öko zum Normalfall wird. Er relativiert in seinem Buch mit konkreten Beispielen die Wirkung des guten Vorbilds. Am Beispiel der Gurtpflicht oder dem Rauchverbot – beide lösten seinerzeit Proteststürme aus – erläutert er, warum jede und jeder auf die Politiker einwirken müssen, um die Rahmenbedingungen zu ändern.
„Es ist Aufgabe der Politik, die Konsumenten von der Last zu befreien, immer die ‚richtige’ Entscheidung treffen zu müssen. Ökomoralische Vorwürfe machen nur schlechte Stimmung und bewirken gar nichts“, bringt es der Wissenschaftler vom Wuppertal Institut auf den Punkt. Für die Leser hat er die Thesen seines Buches zu „Zehn Geboten zur Ökoerlösung“ zusammengefasst.
Zehn Gebote zur Ökoerlösung
- 1. Die Natur ist deine Lebensgrundlage. Leiste Widerstand gegen ihre Zerstörung durch noch mehr Straßen, Gewerbeflächen, Gifte. Arsch hoch! Du bist das Volk.
- 2. Kämpfe nicht für deinen Garten, kämpfe für alle Gärten! Du bist für den Klimaschutz und handelst nicht danach? Das geht allen so. Deswegen musst du die Verhältnisse ändern!
- 3. Du sollst Politiker ehren. Sie wollen das Richtige tun, aber sind sich oft nicht einig, was das Richtige ist. Viele haben Angst vor den mächtigen Konzernen. Unterstütze den Verein LobbyControl.
- 4. Du sollst respektvoll mit Tieren umgehen, auch wenn sie auf dem Teller liegen. Setz dich dafür ein, das Leid der Viecher zu lindern. Protestiere an geeigneter Stelle gegen den Bau eines weiteren Industriestalls.
- 5. Du rettest die Welt nicht durch den Kauf von Bioprodukten oder persönlichen Verzicht. Du musst das System verändern. Geh im Januar eines jeden Jahres zur Demo in Berlin „Wir haben es satt!“ und mach Druck von der Straße.
- 6. Du sollst die Stadt nicht mit deinem Auto verstopfen. Nimm den Bus, die Bahn oder ein Rad. Nimm jeden Monat an der Fahrraddemo „Critical Mass“ teil.
- 7. Du sollst nicht den Klimawandel leugnen. Unterstütze Klimaschutzorganisationen wie Greenpeace oder den BUND durch Spenden, Mitgliedschaft und Engagement.
- 8. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus, Auto, Handy, noch sonst alles, was dein Nächster hat. Sei deinem Nachbarn ein Vorbild für Bescheidenheit. Zeig, dass man auch mit einem leichten Auto oder ohne Auto glücklich leben kann. Und sorg dafür, dass die Stadt in deiner Straße einen Parkplatz für Carsharing einrichtet.
- 9. Du sollst nicht zu viel Wohnraum begehren. Wenn dein Haus oder deine Wohnung zu groß geworden ist, optimiere deinen Wohnflächenbedarf. Zieh mit Freunden oder anderen netten Menschen zusammen. Oder hol dir freundliche Untermieter ins Haus.
- 10. Du sollst nicht shoppen am Tage des Herrn. Schick immer wieder einen Brief an den Einzelhandelsverband in deinem Ort und mach deutlich: Am siebten Tage soll’n wir ruhn!
Prof. Dr. Uwe Schneidewind, Präsident des Wuppertal Instituts: „Ein wichtiges Buch zur richtigen Zeit. Es macht deutlich, dass wir insbesondere in unserer Rolle als Bürger gefordert sind, um die politischen Rahmenbedingungen für mehr Nachhaltigkeit zu verbessern.“
Dr. Eckart von Hirschhausen: „Michael Kopatz hat mich begeistert mit der wichtigen Idee: Menschen ändern sich nicht durch Einsicht, sondern durch neue äußere Umstände, wenn die richtige Entscheidung die leichtere wird. Mehr gute Politik – weniger schlechtes Gewissen!“
Informationen zum Autor
Dr. Michael Kopatz ist Projektleiter im Forschungsbereich Energiepolitik in der Abteilung Energie-, Verkehrs- und Klimapolitik am Wuppertal Institut und war maßgeblich an der Erstellung des Standardwerks „Zukunftsfähiges Deutschland“ beteiligt und Initiator des Nachhaltigkeits-Konzepts der Ökoroutine. Gegenwärtig beschäftigt er sich mit Konzepten zur systematischen Stärkung der Regional- und Gemeindewohlwirtschaft in Kommunen. Diesen Ansatz nennt er „Wirtschaftsförderung 4.0“. Darüber hinaus interessiert den Sozialwissenschaftler, wie sich eine umfassende Lebensstilwende realisieren lässt.
Weitere Informationen
Pressemitteilung auf der Website des Wuppertal Instituts
Oekom-Verlag: Schluss mit der Ökomoral!
Website zum Buch Ökomoral
Website zum Buch Ökoroutine