Die Frage nach der Nachhaltigkeit von Digitalisierung und vor allem ihren Auswirkungen auf den Klimawandel werden erst seit kurzem in den Blick genommen. Meist wird eine positive Auswirkung der Digitalisierung auf die Umwelt und gesamtgesellschaftliche Entwicklung angenommen. Übersehen wird dabei, dass die digitalen Techniken enorme Ressourcen brauchen – von seltenen Erden bis hin zu ihrem Energieverbrauch – und dass die Techniken auch negative Auswirkungen auf das Gemeinwohl haben können. „Imme Scholz verknüpft in ihrer Forschung seit jeher die soziale Frage von Entwicklung mit der Frage nach möglichst geringen Umweltwirkungen. Beide Fragen werden bei der Digitalisierung künftig noch viel zentraler gestellt werden müssen, wenn die Digitalisierung gesamtgesellschaftlich positiv wirken soll. Ich freue mich, dass wir Imme Scholz als Honorarprofessorin gewinnen konnten und sie künftig diese Perspektive an der H-BRS einbringen wird“, so Hartmut Ihne.

Ethik als Grundlage für verantwortliche Entscheidungen
Das ZEV beschäftigt sich mit der gesellschaftlichen Verantwortung von Wissenschaft. Im Fokus stehen unter anderem Fragen der Ethik im digitalen Zeitalter und der Chancen und Risiken von Digitalisierung für die Individuen und die Gesellschaft. Hochschulen als Ausbildungsstätten haben dabei eine besondere Verantwortung, so Imme Scholz: „Die Chancen und Risiken von Digitalisierung müssen in der Lehre und Forschung präsent sein, damit jeder Studierende seine eigene Verantwortung erkennen und wahrnehmen kann. Das bedeutet, dass Grundlagen der ethischen Auseinandersetzung mit der Digitalisierung vermittelt werden müssen, damit die Studierenden später im Arbeitsleben aber auch als Bürgerinnen und Bürger verantwortliche Entscheidungen treffen können.“

Imme Scholz (Mitte) mit Katrin Dobersalske, Geschäftsführerin des ZEV, und Hochschulpräsident Hartmut Ihne. Foto: Eva Tritschler

Mit Imme Scholz erweitert das ZEV sein Kollegium um eine ausgewiesene Expertin für internationale Umwelt- und Klimapolitik. Imme Scholz forscht zu nachhaltigkeitsbezogenen Fragestellungen und ist in zahlreichen politischen Beratungsgremien vertreten. Hierbei setzt sie sich insbesondere mit den Folgen von Umweltbedingungen auf Entwicklung auseinander. Entsprechend möchte sie im ZEV dazu beitragen, ethische Grundlagen und globales Denken zu vermitteln. „Neben den Auswirkungen auf das Arbeiten und Leben der Menschen und das Funktionieren unserer Demokratie in Deutschland und Europa halte ich es für wichtig, auch die globalen Auswirkungen in den Blick zu nehmen: Wie entwickelt sich eine Welt, in der der Zugang zu digitalen Technologien und Infrastrukturen sehr ungleich verteilt ist – ökonomisch, sozial, politisch, ökologisch?“, so Imme Scholz.

Werdegang
Imme Scholz ist seit Oktober 2018 kommissarische Direktorin des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik (DIE). Am DIE ist sie seit 1992. Zwischen 2002 und 2010 leitete sie die Umweltabteilung. 2009 wurde sie zur stellvertretenden Direktorin des DIE ernannt. Seit 2013 gehört sie dem Rat für nachhaltige Entwicklung an, der das Bundeskanzleramt berät. Daneben ist sie Mitglied unter anderem im Deutschen Nationalkomitee für Nachhaltigkeitsforschung in Future Earth, im Aufsichtsrat von Brot für die Welt, im Fachbeirat Nord-Süd der Böll-Stiftung und in der Kammer für nachhaltige Entwicklung der EKD. Zwischen 1999 und 2002 arbeitete Scholz für die GTZ als Regierungsberaterin im brasilianischen Amazonasgebiet, in einem für den Klimaschutz zentralen Pilotprogramm zum Schutz der brasilianischen Tropenwälder. Zu ihren Arbeitsgebieten zählen die Schwerpunktthemen Politikintegration/-koordination für nachhaltige Entwicklung, Umwelt und Entwicklung sowie das Zusammenspiel von Klima- und Entwicklungspolitik und global environmental governance.

Antrittsvorlesung
Imme Scholz hält am Donnerstag, 19. Dezember 2019, um 18 Uhr in der Ringvorlesungsreihe „Wir müssen reden…über Ethik in der digitalen Welt“ ihre öffentliche Antrittsvorlesung (Audimax der H-BRS, Grantham-Allee 20, 53757 Sankt Augustin).

Weitere Informationen zur Ringvorlesung „Wir müssen reden“