Die Nordrhein-Westfälische Wasserwirtschaft ist aktuell gut aufgestellt, aber auch die Herausforderungen durch Wandelprozesse wie Klima, Demografie, Wirtschaft, Technologie und Digitalisierung nehmen zu. Das wird aus einer Studie deutlich, die das IKT gemeinsam mit dem FiW (Forschungsinstitut für Wasser- und Abfallwirtschaft) und dem IWW (Rheinisch-Westfälisches Institut für Wasserforschung) erstellt hat. Sie zeigt den Unternehmen und Betreibern der Wasserbranche in NRW die Perspektiven und Handlungsfelder für die Zukunft auf.

Grundsätzlich gut aufgestellt: Die Wasserwirtschaft in NRW hat verschiedene Herausforderungen zu meistern. (Foto: Semalex/pixelio.de)

Die drei außeruniversitären Wasserforschungseinrichtungen haben für ihre Wasserwirtschaftsstudie NRW öffentlich verfügbare Daten gesammelt und analysiert. Daraus leiten sie den aktuellen Zustand der NRW-Wasserwirtschaft ab sowie zukünftige Herausforderungen. Auf dieser Basis formulieren die Institute zudem sechs prioritäre Handlungsfelder für eine nachhaltig sichere Wasserwirtschaft in NRW.

NRW-Wasserwirtschaft gut aufgestellt

Die Wasserwirtschaft hat in Nordrhein-Westfalen eine große Bedeutung: Dies belegen die Eckdaten zum Wasserhaushalt, zur landesweiten Ver-und Entsorgungssicherheit und zum Infrastrukturvermögen. Sowohl im nationalen als auch im internationalen Vergleich ist die Wasserwirtschaft in NRW aktuell gut aufgestellt. Das machen die Wissenschaftler beispielsweise am hohen Anschlussgrad der Bevölkerung an die Wasserversorgung, die Kanalisation und die kommunale Abwasserbehandlung und am belegbar hohen Qualitätsniveau der wasserwirtschaftlichen Daseinsvorsorge fest. Dennoch stellen ihrer Einschätzung nach der Klimawandel, demographische Entwicklungen, der Wirtschafts-und Technologiewandel sowie die Digitalisierung die Wasserwirtschaft in absehbarer Zeit große Herausforderungen dar. Weitere Aspekte wie Ressourceneffizienz, Nachhaltigkeit, Datenschutz sowie zivile IT-Sicherheit verdienen darüber hinaus Beachtung.

Deshalb sollte die NRW-Wasserwirtschaft für eine zukunftssichere Daseinsvorsorge ihre Anpassung aktiv gestalten, finden die Wissenschaftler. Dabei geht es um die langfristige Sicherstellung der Trinkwasserversorgung und der Abwasserentsorgung, die damit verbundene Instandhaltung und den Betrieb wasserwirtschaftlicher Anlagen, den Schutz von Boden und Gewässer sowie die Bewirtschaftung ober- und unterirdischer Gewässer.

Stärken der NRW-Wasserwirtschaft

Aufgrund ihrer Leistungsfähigkeit und einer gut ausgebauten Infrastruktur wird die Wasserwirtschaft in NRW in Politik und Öffentlichkeit sehr positiv wahrgenommen. Den Institutionen der Wasserwirtschaft wird ein hohes Maß an Fachkompetenz und Zuverlässigkeit zugeschrieben. Hierzu haben im Wesentlichen die Erfolge der Wasserwirtschaft beigetragen, wie die hohe Qualität des Trinkwassers und die hohe Versorgungssicherheit in der Wasserversorgung, die schnelle Handlungsfähigkeit und die dezentrale, bürgernahe Ausrichtung der Abwasserbetriebe, schlussfolgern die Forscher. Außerdem habe die hohe Reinigungsleistung bei der Abwasserbehandlung in den vergangenen Jahrzehnten zu einer messbaren Verbesserung der Gewässerqualität geführt. Nicht zuletzt verfügt NRW im Bereich der Wasserwirtschaft über renommierte Forschungs-und Weiterbildungsinstitute sowie Universitäten, die in den vergangenen Jahren erheblich dazu beigetragen haben, das Profil Nordrhein-Westfalens als Wasserland zu stärken.

Fehlende Finanzen bei höherer Komplexität

Die begrenzte Anpassungs- und Innovationsfähigkeit vor allem kleinerer Wasserversorgungsunternehmen und Abwasserbetriebe legen die Wissenschaftler in ihrer Studie insbesondere angesichts des zunehmenden Wandlungsdrucks als Schwäche der Wasserwirtschaft in NRW aus. Die fehlende Finanzkraft vieler Kommunen, rechtliche Hürden, ein komplexer werdender Ordnungsrahmen und eine stetig wachsende Anzahl von Umweltschadstoffen verschärfen dieses Problem. Das könne auch größere Kommunen bei der Wahrnehmung ihrer wasserwirtschaftlichen Aufgaben überfordern. Die Folgen sind zum Teil bereits heute sichtbar, wie zum Beispiel ein nicht unerheblicher Investitionsstau bei der Instandhaltung von Abwasserkanälen und -leitungen und bei der Einführung neuer, wirksamerer Abwasser-und Niederschlagswasserbehandlungsanlagen.

Mehr Zusammenarbeit zwischen den Akteuren

Für die Wasserwirtschaft in NRW ergeben sich durch den zunehmenden Wandlungsdruck aber auch vielfältige Chancen, betonen die Autoren der Studie. So lassen sich durch vermehrte Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure der Wasserwirtschaft etwa auf inner- wie interkommunaler Ebene oder in Sektor übergreifenden Kooperationen Synergieeffekte schaffen. Auch Modernisierungsprozesse wie die Digitalisierung betrieblicher Abläufe, die Einführung innovativer Techniken und einheitlicher Standards sowie die stetige Weiterbildung des Personals verbessern die Effizienz betrieblicher Abläufe. So ließe sich der Anpassungsprozess besser bewältigen, sind sich die Wissenschaftler einig.

Verfall der Anlagen aufhalten

Im bereits vorhandenen Investitionsstau bei der Instandhaltung und Erneuerung wasserwirtschaftlicher Infrastrukturen sehen die Autoren das größte Risiko für die NRW-Wasserwirtschaft. Das führe mittel- beziehungsweise langfristig zu höheren Kosten. Schließlich bleibe die Abnutzung der Anlagen nicht stehen, und die Betriebe seien mit einer wachsenden Anzahl von Umweltschadstoffen und antibiotikaresistenten Krankheitserregern, dem hochaktuellen Thema Mikroplastik und den zunehmenden Anforderungen an den Betrieb etwa durch Klimaanpassungsmaßnahmen und Ressourceneffizienz belastet. Weitere Risiken lassen sich aus den zu erwartenden demographischen Entwicklungen ableiten. Auch ist in der Wasserwirtschaft mit Fachkräftemangel zu rechnen.

Es gilt also, die Wasserwirtschaft fit für die Zukunft zu machen. Die aktuelle Studie liefert Netzbetreibern und anderen Akteuren dazu wichtige Eckdaten der wasserwirtschaftlichen Infrastruktur in NRW und zeigt Perspektiven und Handlungsfelder für die kommenden Jahre und Jahrzehnte auf. Daraus lassen sich Strategien und Maßnahmen für eine zukunftsfähige, nachhaltige, bürger- und umweltfreundliche Wasserwirtschaft ableiten.

Download der Studie

Beitrag auf der Internetseite des IKT.