Die Vereinten Nationen widmen den diesjährigen Weltwassertag (22. März) dem Thema Wasser und Klimawandel. Die VN machen damit deutlich: Wasser spielt eine zentrale Rolle bei der Anpassung an den Klimawandel und bei der Minderung klimaschädlicher Emissionen. Dies hat bereits das Pariser Klimaabkommen von 2015 hervorgehoben. Klimaschutz und Anpassung an Klimaveränderungen sind zwar zwei Seiten derselben Medaille. Die Mitgliedsstaaten der VN Klimakonvention müssen dem jedoch mit unterschiedlichen Maßnahmenpaketen begegnen. Das ist alles andere als trivial und wird ohne die Unterstützung internationaler Institutionen nicht zu realisieren sein. Die Länder stehen zudem vor der Herausforderung, die zentrale Rolle der Wasserressource für die Umsetzung der von den Vereinten Nationen verabschiedeten Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals, SDG) zu berücksichtigen: Ohne nachhaltiges Wassermanagement ist sowohl die Nahrungsmittelproduktion als auch die Stromerzeugung gefährdet, ganz zu schweigen von der Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser.

Der Klimawandel zeigt sich in häufigeren und längeren Dürreperioden, in Überschwemmungen und – ganz generell – in veränderten Niederschlagsregimen.  All das ist hinlänglich bekannt. Deshalb stufen bereits 102 Mitgliedsstaaten den Wassersektor in ihren nationalen Klimaaktionsplänen als anfällig ein. In 93 Klimaaktionsplänen werden Extremwetterbedingungen erwähnt.  97 Länder werten Überschwemmungen und 83 Dürren als Klimarisiko. Über zwei Drittel der nationalen Klimaaktionspläne enthalten Anpassungsmaßnahmen. Bekannt sind, wenn auch nicht immer angewendet, Managementansätze und Techniken für eine zuverlässige Wasserversorgung und Anreize, die zu einer nachhaltigen Nutzung der Ressource führen können.

Am Beispiel der Landwirtschaft zeigen sich die Zusammenhänge zwischen der Klima- und der Nachhaltigkeitsagenda besonders deutlich: das SDG 2 strebt an, Hunger global zu beenden, und das bedeutet implizit, dass sich die Landwirte auf ein zu viel und ein zu wenig an Wasser einstellen müssen, um den globalen Bedarf an Nahrungsmittel zu produzieren. Bereits heute erschweren starke Niederschlagsschwankungen den Anbau von Nahrungsmitteln in den Ländern Sub-Sahara Afrikas. In vielen Gegenden sind die Niederschläge schlicht unzureichend und Dürreperioden üblich. Investitionen in zusätzliche Wasserspeicher und in die Bewässerungsinfrastruktur kann den Anbau von Nahrungsmitteln unabhängig von unzuverlässigen Niederschlägen machen. “ Die Bewässerung ist unsere Versicherung. Wenn der Regen zu spät kommt oder zu früh aufhört, hat das gravierende Folgen. Die Bewässerung beseitigt dieses Risiko” – so ein Landwirt aus Sambia. In diesem Fall ist der Zugang zu Finanzmitteln entscheidend.

Dabei ist allerdings der wasserrechtliche Aspekt zu beachten. Die nationalen Wasserbehörden müssen bei Genehmigungsverfahren über Wassernutzungen nicht nur auf steigende sektorale Nachfragen, sondern auch auf veränderte Niederschläge flexibel reagieren können ohne deren Rechte zu sehr einzuschränken. Und sie sollten Kleinbauern nicht von Genehmigungen ausnehmen, wie dies in vielen SSA-Ländern der Fall ist, da deren Rechte sonst nicht geschützt sind.

Erfolgreiche nationale Wasserpolitik muss heute vor allem auf folgende Strategien setzen:

Was wir machen, besser machen: Man muss das Rad der Wasserpolitik nicht neu erfinden. Viele technische Lösungen und Managementoptionen zielen auf einen schonenderen und effizienteren Umgang mit der Ressource ab, der Raum schafft für Anpassung an den Klimawandel. Regierungen und der Privatsektor sollten mehr in die Wasserinfrastruktur und alte Anlagen investieren und die Versorgung der Haushalte und der Landwirte ausweiten.

Wasser, Klima und SDGs zusammen denken: Knowhow und Instrumente müssen eingesetzt werden, um die Ziele im Klimabereich mit den Anstrengungen zur Umsetzung der SDGs zu verknüpfen. Viele der nationalen Klimaaktionspläne enthalten Vermeidungsmaßnahmen, die mit einem hohen Wasserverbrauch und einem Eingriff in den Wasserhaushalt einhergehen. Dies ist der Fall, wenn neue Wasserspeicher für die Trinkwasserversorgung gebaut werden, ohne zu beachten, dass der verminderte Wasserabfluss Ökosystem und andere Nutzer stromabwärts belastet.

Globale Wasser-Governance holistischer und effizienter gestalten:  Die aktuelle Architektur ist inkohärent, wie unsere Studie zeigt: Innerhalb der Vereinten Nationen befassen sich viele Organisationen mit jeweils spezifischen Aspekten der Ressource Wasser. Zwei Innovationen auf UN-Ebene könnten Abhilfe schaffen: eine zwischenstaatliche Organisation, die Entscheidungen auf UN-Ebene bündelt und koordiniert, und ein Expertengremium, das den Austausch zwischen Forschung und Praxis im Wasserbereich verbessert.

 

Über die Autorinnen Dr. Annabelle Houdret und Dr. Waltina Scheumann