Neue Gebäude sollen zukunftsfähig sein und das Klima schonen, am besten über ihre gesamte Lebensdauer hinweg – von der Entstehung bis zum Recycling.

Das Tablet als Standardausrüstung auf der Baustelle: RIF-Mitarbeiter David Jung unterwegs im RIF-Projekt MobiDik, Ziel ist eine neue Technologieplattform für effizentere, smartere Baustellen. Foto: RIF

Ein berechtigter, aber hoher Anspruch. Zumal die Verschwendung von Ressourcen oft schon auf der Baustelle beginnt. Denn Änderungskosten am Bau, Fehler und Pannen verursachen hohe Kosten. So summieren sich Schätzungen zufolge die Änderungskosten auf rund elf Prozent des Gesamtumsatzes im deutschen Baugewerbe. Auch lassen sich sieben Prozent des Baustellenabfalls auf Falschlieferungen, Planungsfehler und Zerstörungen auf der Baustelle zurückführen. Ursächlich sind oft lückenhafte oder verspätete Informations- und Kommunikationsvorgänge zwischen Planern, Handwerkern, Lieferanten und Dienstleistern. Gemeinsam mit Partnern aus Handwerk, IT- und Baubranche arbeitet das RIF Institut für Forschung und Transfer, Dortmund, an der Erstellung einer digitalen Informations- und Kommunikationsbrücke. Eine offene Technologieplattform soll bereits vorhandene digitale Hilfen und Systeme auf der Basis konkreter Gebäudedaten verbinden. Das neue digitale Miteinander auf  Baustellen soll, so das Ziel, in einer „Mobilen und Digital vernetzten Lernfabrik“ (MobiDik) auf Baustellen erprobt werden.

Drei Viertel der Verantwortung für Ressourcenverbrauch und Kosten gehen auf die Planung des Gebäudes und der Baustelle zurück. Das Problem: diese Kosten werden zu einem großen Teil erst
später, also beim Bau und in der Nutzungsphase eines Gebäudes anfallen. Die Fähigkeit von Planern, Handwerker und anderen Beteiligten, sich frühzeitig gegenseitig zu informieren, über Besonderheiten eines Bauprojektes vorab zu kommunizieren und ihr Wissen rechtzeitig zu teilen, ist daher der Schlüssel zu dauerhaft energie- und kostensparenden Gebäuden. Eine offene Technologieplattform soll im Projekt MobiDik nun helfen, mit modernsten Technologien Baustellen so zu organisieren, dass Fehlerkosten sinken, Nebenzeiten beim Personal reduziert werden und Qualitäten über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes gesichert werden können. Grundlegend dafür sind Digitale Blaupausen und Digitale Zwillinge, mit denen Menschen, Organisationen, Prozesse und Technik für eine konkreten Baustelle interagieren und handeln können.

Das RIF Institut für Forschung und Transfer ist als Forschungspartner an fast allen Teilprojekten beteiligt. Besonders intensivbetreut RIF die Einbindung dezentraler Assistenzsysteme in die Digitalen Blaupausen der Ablaufprozesse, die vom Planen und Bauen zum Digitalen Zwilling und zum Betreiben des Gebäudes reichen. So sollen Mess- und Prüfsysteme, GPS oder RFIDOrtungen, Sensoren und eingebettete Systeme in die Plattform integriert werden. Zudem prüfen die RIF-Experten, wie Mensch- Technik-Systeme und Robotik-Handhabung genutzt werden können und für ein entsprechendes Wissensmanagement mit Kommunikationsmodulen und Lernsystemen sorgen.

Die IGA mbH, Ingenieurgesellschaft für Automatisierung und Rationalisierung, entwickelt das digitale Workflow-Managementsystem für den Echtzeitbetrieb und ist Projektkoordination des
Verbundvorhabens MobiDik. Die NUCE Consulting GmbH bringt ihre Erfahrungen aus dem operativen BIM-Management, der Gebäudedatenmodellierung (BIM Building Information Modelling) ein und entwickelt die Schnittstellenanbindung zur eigenen Blockchain BIMTechnologieplattform KISS-BIM. Die mpool consulting GmbH ist auf die IT-gestützte Begleitung von Veränderungen in Unternehmen mit dem Schwerpunkt „Entwicklung prozessbezogener Mitarbeiterkompetenzen und Ableitung von Lernmodulen“ spezialisiert. Die mCircular Building UG vernetzt Gesetze, Normen und Wissen aus dem Bereich ressourcenschonendes Bauen mit den Planungsprozessen. Das ifeu-Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg gGmbH entwickelt und optimiert für das Projekt eine Methode der BIM-gestützten Nachhaltigkeitsbewertung.

Als Anwendungs- und Kooperationspartner sind die Kreishandwerkerschaft Dortmund und Lünen, sowie die Dortmunder Niederlassung des Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes NRW beteiligt, mit denen konkrete Bauvorhaben auf Basis der neuen Technologien begleitet und erprobt werden können.

Das Projekt ist im Mai 2020 gestartet und soll innerhalb von drei Jahren abgeschlossen sein. Dann sollen speziell geschulte Instruktoren in der Mobilen, Digitalen Lernfabrik, kurz „MobiDik“, die Beteiligten beim Umgang mit den neuen digitalen Möglichkeiten in einem ganzheitlichen Erprobungs- und Lernfeld, im Idealfall: eine konkrete Baustelle, begleiten.

Interessierte Handwerksunternehmen können sich per E-Mail an RIF-Mitarbeiter David Jung, [email protected] für einen E-Mail- Verteiler registrieren. Sie erhalten danach die Einladungen zu (digitalen) Tagungen sowie Infos und praktische Handlungshilfen für die eigene Digitalisierung.

Für Rückfragen der Redaktion:
RIF Institut für Forschung und Transfer, Dr. Svenja Rebsch, Michael Saal, Geschäftsführung, [email protected], Telefon 0231 9700-101
RIF Institut für Forschung und Transfer, David Jung, Mitarbeiter der Abteilung Forschung InnovationsTechnik, E-Mail [email protected]
IGA Ingenieurgesellschaft für Automatisierung und Rationalisierung mbH, Prof. Dr.-Ing. Gerd Grube, Projektkoordination des VerbundvorhabensMobiDik, [email protected]

Weitere Infos:
RIF-Pressestelle:
vdB Public Relations, Sabine von der Beck, Telefon 0209.167-1248, E-Mail: [email protected], Munscheidstraße 14, 45886 Gelsenkirchen