Am Silvesterabend des vergangenen Jahres endete auch ein Jahrzehnt. Ein Autorenteam des ILS – Instituts für Landes- und Stadtentwicklungsforschung bilanziert zum Dekaden-Wechsel mit dem TRENDS [extra] „Zwischen zwei globalen Krisen: Ein Rückblick auf die Raum- und Stadtentwicklung in den 2010er Jahren“ die oft widersprüchlichen Entwicklungen in deutschen Städten und fragt nach den Auswirkungen für die Post-Corona-Stadt. Die Ausgabe ist jetzt online.

„Die letzte Dekade war ein Jahrzehnt der Städte. Mehrheitlich sind sie in dieser Zeit größer, dichter und diverser geworden“, resümiert Prof. Dr. Stefan Siedentop, wissenschaftlicher Direktor des ILS. Eingerahmt zwischen der Wirtschafts- und Finanzkrise ab 2008 und der Corona-Pandemie zum Ende des Jahrzehnts war es eine Zeit der dynamischen wirtschaftlichen Entwicklung und des Zuzugs. Gleichzeitig traten aber auch Herausforderungen wie ungelöste Verkehrsprobleme, eine weitere soziale und räumliche Polarisierung, gewaltige Investitionsrückstände in der Infrastruktur und der voranschreitende Klimawandel mehr und mehr in den Fokus. „Die Dekade war geprägt von städtischem Wachstum und Wachstumsschmerzen“, so Siedentop.

ILS-TRENDS [extra] wirft mit vier Artikeln Schlaglichter auf zentrale Trends der Stadtentwicklung und die oft gleichzeitigen, aber auch widersprüchlichen Prozesse. Untermauert werden die Befunde durch Daten aus dem ILS-Monitoring StadtRegionen. Ralf Zimmer-Hegmann beschreibt die Dekade aus sozialräumlicher Sicht als eine Zeit der Polarisierung. Das Autorenteam Dr. Andrea Dittrich-Wesbuer und Dr. Thomas Klinger befasst sich mit der Entwicklung der Mobilität in den 2010er Jahren und der unüberhörbaren Forderung nach einer Verkehrswende. Die wohnungs- und bodenpolitischen Herausforderungen stehen im Fokus bei Dr. Michael Kolocek und Prof. Dr. Jan Polívka. Dr. Mario Reimer analysiert die Veränderungen der Planungs- und Beteiligungskulturen.

Die Autoren des TRENDS fragen auch nach dem Erbe der 2010er Jahre und geben einen Ausblick auf die Post-Corona-Stadt. So werde immer deutlicher, dass Krisen nicht als Anomalien aufzufassen sind, auf die einmalig mit außergewöhnlichen Maßnahmen zu reagieren ist, sondern dass sie in der Hochrisikogesellschaft des 21. Jahrhunderts normale Begleiterscheinungen sind. „Der Fähigkeit, solche ‚Schocks‘ zu bewältigen, ohne dabei langfristige Ziele einer nachhaltigen Entwicklung aus dem Blick zu verlieren, kommt in der Stadtentwicklung der Zukunft entscheidende Bedeutung zu“, so Siedentop. In der Überwindung der Corona-Krise müssten Anliegen ökologischer Nachhaltigkeit, sozialer Gerechtigkeit und einer ausgeglicheneren räumlichen Entwicklung miteinander verbunden werden.

Die TRENDS-Reihe bereitet regelmäßig zu einem Schwerpunktthema praxisorientiert und ausführlich eigene Projektergebnisse aus der ILS-Forschung auf. Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe sind Prof. Dr.-Ing. Stefan Siedentop, Dr. Andrea Dittrich-Wesbuer, Dr. Bastian Heider, Dr. Thomas Klinger, Dr. Michael Kolocek, Prof. Dr. Jan Polívka, Dr. Mario Reimer, Jutta Rönsch und Ralf Zimmer-Hegmann.