Deutschland ist ein Einwanderungsland: Aktuell besitzt über ein Viertel der Bevölkerung eine Migrationsgeschichte. Doch wie wollen Zugewanderte hierzulande wohnen? Welche Wünsche und Bedürfnisse haben sie? Und welche Handlungsempfehlungen für Wohnimmobilienentwickler lassen sich daraus ableiten? Mit diesen Fragen beschäftigten sich die ILS-Wissenschaftler Ralf Zimmer-Hegmann und Simon Liebig mit einem Team des Projekt- und Gebietsentwicklers BPD (Bouwfonds Immobilienentwicklung) in einer gemeinsamen Studie. Darin untersuchten sie die Perspektiven und Wohnwünsche von Menschen aus Einwanderungsfamilien auf dem deutschen Wohnungsmarkt.
Die wichtigsten Ergebnisse der Studie
Menschen aus Einwanderungsfamilien sind im Mittel jünger, ärmer, städtischer, familienorientierter und optimistischer als der Rest der Bevölkerung. Trotz der im Durchschnitt niedrigeren finanziellen Möglichkeiten ist die Eigentumsneigung hoch. Dabei sehnen sich migrantische Haushalte nach einer besseren Wohnraumsituation und -versorgung. Sie suchen preisgünstige Wohnungen mit einer ausreichend hohen Anzahl an Zimmern – zum einen aufgrund des statistisch größeren Kinderreichtums als auch aufgrund des Wunsches nach Mehrgenerationen-Familienkontexten. Eine große Bedeutung messen sie dem Zugang zu öffentlichen Freiflächen und sozialen Einrichtungen bei – ganz ähnlich wie Familien ohne Einwanderungsgeschichte. Entsprechend steigt die Nachfrage nach Freiraumnutzungsmöglichkeiten und Freizeitaktivitäten im öffentlichen Raum. Im eigenen Garten spielt das Thema Privatsphäre eine große Rolle. In Teilen bewerten sie die Faktoren Zentralität, ÖPNV-Anbindung, Nahversorgung oder die Möglichkeit von Eigenleistungen zur Preisreduzierung positiver als entsprechende Vergleichsgruppen ohne internationalen Hintergrund. Ebenso präferieren sie Neubauten sowie eine moderne und farbige Architektur – weniger beliebt ist hingegen die traditionelle Architektursprache, zum Beispiel das Material Backstein. Eher in Kauf genommen werden höhere Dichte, Lärm und Mischnutzung im Gebäude.
Über die Studie
Die Studie basiert auf drei Fallstudien zu Hannover, Dortmund und Augsburg, rund 30 Expertengesprächen, zwei Expertenworkshops sowie auf der Auswertung der regelmäßig von BPD durchgeführten Wohnwunschbefragungen. Ein Fokus bei der Betrachtung lag dabei auf Türkei-stämmigen Migrantinnen und Migranten als große Gruppe mit langer Einwanderungshistorie. Die Experteninterviews wurden mit Fachleuten aus Immobilienwirtschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft geführt, um die lokalen Besonderheiten und Unterschiede zwischen der Bevölkerung ohne internationale Geschichte und Menschen mit migrantischem Hintergrund herauszuarbeiten.
Die Studie „Perspektiven und Wohnwünsche von Menschen aus Einwanderungsfamilien auf dem deutschen Wohnungsmarkt“ sowie weitere Hintergründe zur Studie sind auf der Seite der BPD online.