Die besorgniserregenden Entwicklungen in Afghanistan, Äthiopien, Haiti in der jüngeren Vergangenheit – in Ländern, die zu den größten Empfängern von Entwicklungszusammenarbeit gehören – haben die Rolle und Wirksamkeit dieser Hilfe intensiv in Frage gestellt. Eine solche Hinterfragung erfordert ein Verständnis der Geschichte und des Wandels der Entwicklungszusammenarbeit.

Das Handbuch Origins, Evolution and Future of Global Development Cooperation: The role of the Development Assistance Committee (DAC), herausgegeben von Gerardo Bracho, Richard Carey, William Hynes, Stephan Klingebiel und Alexandra Trzeciak-Duval, zeigt:

  • die Geschichte des Entwicklungshilfeausschusses bzw. der DAC und inwieweit der Kalte Krieg die Entwicklung der Entwicklungszusammenarbeit in den ersten dreißig Jahren des Bestehens des DAC sowohl motiviert als auch behindert hat;
  • wie diese Zeit der Rivalität zwischen Supermächten dennoch die Definition und Messung der Official Development Assistance (ODA) – also einen besonderen Finanzrahmen und spezifische Rechenschaftspflicht – ermöglichte, auf die sich die Entwicklungsgemeinschaft bis heute verlässt;
  • das Entstehen einer weitreichenden „Hilfsindustrie“, die die politische Arbeit des DAC stützt und ergänzt;
  • welche Entwicklungsprioritäten sich nach dem Ende des Kalten Krieges herausgebildet haben, nicht zuletzt die Stärkung der Rolle von Frauen und die Gleichstellung der Geschlechter und den Umgang mit fragilen Situationen;
  • warum und wie der DAC auf die Hilfsmüdigkeit nach dem Kalten Krieg mit den internationalen Entwicklungszielen reagierte, die zu den weltweit anerkannten Millenniumsentwicklungszielen (MDGs) wurden;
  • wie weit die Ziele des DAC vorangekommen sind, als Partner – sowohl Empfänger als auch Anbieter von Entwicklungszusammenarbeit – einbezogen wurden, und im Gegenteil, wie neue globale Partnerschaften nachließen, als das Engagement der DAC-Mitglieder nachließ.

Stephan Klingebiel, Leiter des Programms Inter- und Transnationale Zusammenarbeit am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE) und einer der Herausgeber des Bandes, sagt: „Wir hoffen, dass unser Versuch, die Rolle des DAC in der Entwicklungszusammenarbeit bekannter und verständlicher zu machen Ihre eigene Reflexion, Kritik und weitere Forschung anregen wird.“

Das Buch enthält 18 Kapitel von 13 Autoren – darunter persönliche Berichte von zwei ehemaligen DAC-Vorsitzenden über die MDGs, Beschreibungen über die Wirksamkeit der Entwicklungszusammenarbeit sowie die Erfahrungen eines ehemaligen hochrangigen UN-Beamten, der erzählt, wie die Ziele für nachhaltige Entwicklung formuliert und verabschiedet wurden. Sechzig Jahre nach der Gründung des DAC zeichnen sich die Entwicklungsprobleme in der Geopolitik größer denn je ab und erfordern eine Bewertung der bisherigen Leistung und eine Hinterfragung des weiteren Wegs, wie dies in den letzten Kapiteln angestrebt wird.

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