Zur Einordnung der Beschlüsse des G7-Gipfels zwei Statements der Co-Chairs der Think7 Engagement Group: Prof. Dr. Anna-Katharina Hornidge, Direktorin des German Institute of Development and Sustainability, IDOS (ehemals Deutsches Institut für Entwicklungspolitik, DIE) und Prof. Dr. Dennis J. Snower, Präsident der Global Solutions Initiative (GSI).
Prof. Dr. Dennis J. Snower, Präsident der Global Solutions Initiative (GSI):
„Die G7 sendet in Elmau ein klares Signal von Einigkeit und Entschlossenheit – insbesondere in der Unterstützung der Ukraine gegen die russische Aggression. Aber der demonstrativen Symbolik müssen nun Taten folgen. Hungersnöte und Nahrungsmittelknappheit weltweit müssen aktiv bekämpft werden. Wir werden genau hinschauen, ob die zugesagten 4,5 Milliarden US-Dollar für das Bündnis für globale Ernährungssicherheit auch dort ankommen, wo sie gebraucht werden.“
Prof. Dr. Anna-Katharina Hornidge, Direktorin des German Institute of Development and Sustainability, IDOS:
„Dieser Gipfel war ein Zwischenschritt auf dem Weg zur Lösung vieler paralleler Krisen weltweit. Das Bekenntnis zum 1.5 Grad-Ziel und dem Abbau der Subventionen auf fossile Brennstoffe bis 2022 ist ein wichtiger Schritt im Bereich Schutz von Klima und Biodiversität. Auch hat die deutsche G7-Präsidentschaft vorausschauend gehandelt, indem sie Argentinien, Indien, Indonesien, Senegal und Südafrika einlud. Nur so können gegenseitiges Vertrauen aufgebaut und Allianzen gestärkt werden. Auch wenn es den Verhandlungsprozess nicht erleichtert hat – was bleibt ist das wichtige Signal, dass die G7 nur in Zusammenarbeit mit der G20 und weiteren Partnern Krisen bekämpfen kann.“
Snower:
„Der Klimaklub muss mit konkreten Zielen und Maßnahmen ausgestaltet werden. Das Ende der Subventionen für fossile Energie muss schnell kommen. Dabei darf die G7 die Länder Afrikas, Asiens und Lateinamerikas nicht aus den Augen verlieren und muss insbesondere auch soziale Aspekte der klimapolitischen Transformation im Blick behalten. Die G7 muss dies in Zusammenarbeit mit der G20 konkret und transparent vorantreiben.“
Hornidge:
„Wir begrüßen die Ankündigung von bis zu 600 Milliarden US-Dollar für Infrastrukturmaßnahmen. Es muss jedoch transparent nachvollziehbar sein, dass diese Summe keine Doppelbuchungen enthält und tatsächlich in die Implementierung gebracht wird. Sollte sich zeigen, dass die Summe – z.B. wegen fehlender privater Mittel – nicht erreicht wird, muss nachgesteuert werden, auch mit zusätzlichen öffentlichen Geldern.“
Hornidge:
„Wir vermissen eine klare Positionierung und Stärkung der Institutionenlandschaft im Feld globale Gesundheit. Das wichtige Feld Frauen- und Mädchen-Gesundheit zum Abbau globaler Ungleichheiten hat keine explizite Rolle gespielt. Außerdem hat die G7 die Chance verpasst, ein klares Signal gegen die weltweite Schuldenkrise unter Einbeziehung privater Kreditgeber zu setzen. Jetzt müssen in der G20 die nötigen Entscheidungen getroffen werden, um hochverschuldete Länder zu entlasten. Dies wird aber gerade dieses Jahr kaum möglich sein.“
Snower:
„Um die vielfältigen, miteinander verbundenen Krisen im globalen öffentlichen Interesse zu überwinden, ist das Engagement der G7 zur Stärkung von Demokratien, die durch offene, inklusive Gesellschaften funktionieren, besonders begrüßenswert. Ebenso begrüßen wir die Ambitionen der G7, die Regeln der digitalen Ordnung neuzugestalten, um ein inklusives, wettbewerbsfähiges, innovatives, offenes und sicheres digitales Ökosystem zu fördern.“
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