Die CLG Taskforce für klimaneutrale und kreislauffähige Materialien und Produkte am Institute for Sustainability Leadership der University of Cambridge erstellte gemeinsam mit dem Wuppertal Institut die Studie „Digital Product Passport: the ticket to achieving a climate neutral and circular European economy?“. Die Autor*innen untersuchten darin die Vorteile von digitalen Produktpässen, die es ermöglichen Informationen über den gesamten Lebenszyklus eines Produkts zu speichern und auszutauschen. Ihr Ergebnis: Verbraucher*innen könnten mit ihrer Hilfe nachhaltigere Kaufentscheidungen treffen. Zudem erhalten Unternehmen Anreize, um die Nachhaltigkeit ihrer Produkte zu verbessern.

Studie: Digital Product Passport (pdf):

Die Studienautor*innen argumentieren in ihrem Bericht „Digital Product Passport: the ticket to achieving a climate neutral and circular European economy?“, dass ein Produktpass-System Vertreter*innen aus Industrie und Behörden sowie Verbraucher*innen ein besseres Verständnis für die in einem Produkt verwendeten Materialien sowie deren Umweltauswirkungen vermitteln würde.
Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie, der russischen Invasion in der Ukraine und der Lebenshaltungskostenkrise ist es dem Bericht zufolge von entscheidender Bedeutung, Wirtschafts- und Geschäftsmodelle umzugestalten und gleichzeitig das enorme Ausmaß des Materialverbrauchs und der damit verbundenen Emissionen zu bewältigen. Darüber hinaus kommt der Bericht zu dem Schluss, dass Digitale Produktpässe (DPPs) den doppelten grünen und digitalen Wandel als Teil der EU-Bemühungen um positive Klimamaßnahmen und nachhaltiges Wirtschaften beschleunigen können.

Eliot Whittington, Director of Policy, University of Cambridge Institute for Sustainability Leadership, sagt: „Der Krieg in der Ukraine macht deutlich, dass wir mit unseren Mitteln haushalten und Wege finden müssen, um mit unseren Materialien in Europa geopolitisch unabhängiger zu sein. Ein gut konzipierter digitaler Produktpass wird ein unschätzbares politisches und wirtschaftliches Instrument zur Unterstützung dieses Ziels sein, da er es den Unternehmen ermöglichen wird, nachhaltigere und kreislauffähige Materialien und Produkte zu schaffen, indem er ihre Herstellung über die gesamte Lieferkette hinweg überwacht. Er wird auch den Verbraucher*innen dabei helfen, auf der Grundlage von Nachhaltigkeitskriterien eine fundierte Wahl zu treffen. Dies könnte bei den Bemühungen um den Aufbau einer europäischen Kreislaufwirtschaft von entscheidender Bedeutung sein.“

Die Studie zeigt: Die Vertreter*innen von Unternehmen sind sich weitgehend einig darüber, dass Produktpässe sowohl kurz- als auch längerfristige Vorteile haben könnten, indem sie den Zugang zu zuverlässigen und vergleichbaren Informationen über die Nachhaltigkeit von Produkten für Unternehmen, Verbraucher*innen und politische Entscheidungsträger*innen verbessern.

Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Instituts, sagt: „Die EU fördert die Digitalisierung und den Wandel zu einer klimaneutralen, nachhaltigen Wirtschaft und bezeichnet dies als ‘parallele grüne und digitale Wende‘. Ein digitaler Produktpass, wie er im europäischen Green Deal und dem Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft in der EU vorgesehen ist, ist eine große Chance, die Produktinformationen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg zu modernisieren. Digitale Produktpässe könnten für nachhaltigere Produkte und einen nachhaltigeren Verbrauch einen großen Schritt nach vorn bedeuten und die Energie- und Ressourceneffizienz steigern, indem sie neue Geschäftsmodelle ermöglichen, die beispielsweise auf dem Austausch digitaler Daten basieren. Digitale Produktpässe könnten auch wesentlich zu einer verbesserten Sicherheit der Energie- und Materialversorgung für eine widerstandsfähige Wirtschaft beitragen.“

Informationen könnten mithilfe eines DPP vereinheitlicht werden, sodass sie für alle Akteur*innen in der Lieferkette leichter zugänglich sind. Dies würde Unternehmen dabei unterstützen, einen effektiven Übergang zu einer dekarbonisierten Industrie zu gewährleisten. Zudem könnte dies auch Anreize für Unternehmen schaffen, ihre Produkte nachhaltiger zu gestalten, da ein verbesserter Zugang zu zuverlässigen und einheitlichen Informationen über die gesamte Lieferkette hinweg den Kund*innen Vergleiche erleichtern wird.

Die Einführung eines Digitalen Produktpasses (DPP) brächte zudem weitere Vorteile:

  • Zugang zu verlässlichen und vergleichbaren Informationen zur Produktnachhaltigkeit für Unternehmen und politische Entscheidungsträger*innen sowie zu Informationen zur Bewältigung von Produkthaftungsproblemen im weiteren Sinne.
  • Zugang für Verbraucher*innen zu Informationen, um fundiertere und nachhaltigere Entscheidungen zu treffen
  • erhöhte Transparenz, Rückverfolgbarkeit und Konsistenz für jede*n Akteur*in in jedem Teil der Wertschöpfungskette
  • kann als digitales Tool die Unternehmen bei der Berichterstattung über Nachhaltigkeitsindikatoren und -aussagen unterstützen
  • ein Instrument, das innovatives Denken über Kreislaufwirtschaft und neue Praktiken erleichtern kann
  • potenzieller Wegbereiter für die Entwicklung völlig neuer Geschäftsmodelle
  • neue Datenquellen, die nachhaltige Investitionsentscheidungen ermöglichen können
  • Ressourcen-Optimierung und Energieeffizienz-Strategien ermöglichen

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