Die neue Afrika-Strategie des BMZ stärkt den Aufbau einer sozial-ökologischen Wirtschaft. Teil davon ist die Kreislaufwirtschaft, die im Rahmen der ökologischen Strukturpolitik der deutschen Entwicklungszusammenarbeit viel unbeachtetes Potenzial für grüne Jobs und Ressourcenschonung birgt, auch jenseits von Afrika. Die Umstellung auf eine Kreislaufwirtschaft hat in der EU bereits begonnen, was sich auch negativ auf Partnerländer auswirken kann. Für diese positiven und negativen Potenziale braucht die deutsche Entwicklungszusammenarbeit eine Strategie.

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Kreislaufwirtschaft umfasst deutlich mehr als Abfallwirtschaft und Recycling. Der Begriff beschreibt ein System nachhaltiger Produktion und Konsums, in dem Rohmaterialien, Komponenten und Produkte möglichst lange möglichst viel Wert behalten, so dass vom Produktdesign bis zum Abfall geschlossene Kreise entstehen. Als Querschnittsthema hat dieser Prozess vielfache Anknüpfungsmöglichkeiten an andere Felder, wie globale Lieferketten, nachhaltige Landwirtschaft oder Ressourceneffizienz (Energie, Wasser, Rohmaterialien und Biomasse). Neue Trends wie modulares Bauen, digitale Materialverfolgung oder Produkt-als-Service-Systeme, wie z.B. die Miete von Maschinen oder Elektronik statt ihr Kauf, gehören ebenfalls dazu.

Auf Zirkularität ausgelegte Wirtschaftsansätze in Unternehmen können Ressourcenkreisläufe auf verschiedene Weisen verändern. Vielfach steht das Recycling im Vordergrund. Jedoch können auch andere Ansätze den Kreislauf verlangsamen oder verengen, wie die Verlängerung des Produktlebenszyklus oder ein geringer Ressourcenverbrauch. Die Unterstützung solcher Ansätze könnte für Partnerländer der deutschen Entwicklungszusammenarbeit interessant sein, z.B. beim Aufbau von Baumaterial- und Reparaturstandards in Ruanda oder der Rückführung von Rohstoffen in der Landwirtschaft.

Entsprechende Maßnahmen sollten beschäftigungswirksam sein und mögliche negative Auswirkungen der globalen Umstellung von einer linearen auf eine zirkuläre Wirtschaftsweise antizipieren. Hierbei gilt es, systematischer an verwandte Programme anzuknüpfen, neue Geschäftsmodelle zu erkennen und smart Sektoren zu selektieren – ohne in die Fallen eines schnelllebigen Schlagwortes zu tappen.

Vorteile der Kreislaufwirtschaft für Partnerländer

Für die Partnerländer ist die Unterstützung zirkulärer Wirtschaftsansätze vor allem dann relevant, wenn diese lokale Ressourcen schonen, neue Arbeitsplätze angemessener Qualität schaffen und Produkte nicht (wesentlich) teurer machen. In Ländern mit geringen Arbeitskosten und hoher Unterbeschäftigung ist es dabei besonders effizient, Dinge zu reparieren und zu recyceln. Dies findet bisher vielfach unsystematisch und aus Zwängen der Armut statt, in prekären Arbeitsverhältnissen und mit unklaren Wirkungen auf die Umwelt. Hier können Kreislaufwirtschaftsprogramme ansetzen.

Die Förderung beschäftigungsintensiver Kreislaufwirtschaft in Partnerländern, insbesondere entsprechender Geschäftsmodelle in Unternehmen, kann den in der EU begonnenen Wandel zu zirkulären Produktionsweisen positiv antizipieren. Dieser Wandel hat aber auch Kosten für Entwicklungsländer, beispielsweise durch höhere Anforderungen an Produktstandards und veränderte Handelsströme. Er kann die Exportchancen für Partnerländer verringern, wenn für die Produktion weniger Rohstoffe notwendig werden. Zudem reduziert eine längere Produktlebensdauer den Bedarf an kurzlebigen Massenkonsumgütern, v.a. aus Asien. Dadurch gehen zwar absehbar Arbeitsplätze verloren, können aber durch den rechtzeitigen Aufbau grüner Dienstleistungssektoren aufgefangen werden.

Mehr grüne Jobs durch Kreislaufwirtschaft

Die Schaffung von Jobs erfordert mehr als die Reduktion finanzieller Risiken für Unternehmen und Investoren. Bisher gibt es vor allem viele informelle Jobs in der Müllsammlung und -wiederverwertung. Doch in einer Reihe von Sektoren ist die Entstehung weiterer grüner Jobs durch verändertes Produktdesign und Verlängerung der Produktlebensdauer wahrscheinlich. So beispielsweise in der nachhaltigen Bauwirtschaft sowie bei Dienstleistungen im Rahmen sogenannter Produkt-als-Service Systeme. Diese basieren auf der (App-gesteuerten) Miete eines Produkts und beinhalten neben dessen Nutzung auch Instandhaltung und eine vertraglich vereinbarte Leistung an Qualität und Nachhaltigkeit, z.B. bei der Miete grüner Klimaanlagen oder beim Leasing von Chemikalien in der Industrie. Um diese Dienstleistungen auszubauen, sind Maßnahmen zur Unterstützung und Akzeptanz sowohl bei Unternehmen als auch Konsumenten erforderlich.

Reparatur- und Instandsetzungsservices, Remanufacturing und Second-Hand Märkte existieren vielfach bereits, können jedoch noch ausgebaut und systematisiert werden, zum Beispiel durch die Einführung von Normen, Standards und Qualifizierung. Auch hier zeichnen sich neue Beschäftigungsmöglichkeiten ab.

Um grüne Jobs zu schaffen, braucht der Privatsektor förderliche Rahmenbedingungen, die eine umfassendere ökologische Strukturpolitik auch jenseits des Finanzsektors herstellen können. Die Integration von Kreislaufwirtschaft in die Umsetzung einer ökologischen Strukturpolitik kann sich sowohl in Afrika als auch in anderen Partnerländern in Hinblick auf grüne Jobs lohnen, wenn über Abfall und Recycling hinausgedacht wird. Sie ist ferner notwendig, um absehbare globale Nachteile rechtzeitig auszugleichen.

Mehr Informationen auf Seiten des JRF-Instituts IDOS.