Plastik ist auf vielfältige Weise einsetzbar, preisgünstig und unglaublich haltbar. Zugleich sorgt das Material aber auch für ein globales Umweltproblem, denn jeden Tag landet mehr Plastik-Müll in der Natur und unseren Meeren. Dieses Problem stand im Fokus der UN-Plastikkonferenz Anfang Juni in Paris: Nach langen Diskussionen einigten die Delegierten sich darauf, einen Entwurf für die erste Fassung eines rechtsverbindlichen internationalen Vertrags zu erstellen, um den Plastik-Müll zu reduzieren und das Recycling zu verbessern. Der Entwurf soll im November diesen Jahres auf der nächsten Beratungsrunde in Nairobi, Kenia, erörtert werden; Ende 2024 sollen die Verhandlungen abgeschlossen sein.

Die Notwendigkeit eines systemischen Wandels bei Produktion, Nutzung und Verwertung von Plastik ist allerdings längst noch nicht bei allen Akteur*innen angekommen: Gerade in Ländern, in denen die Plastikindustrie viele Arbeitsplätze schafft und Steuern zahlt, sind die Widerstände hoch und es werden zumeist nur rein technische Lösungen als Option gesehen. Expert*innen des Umweltprogramms der UN haben klar herausgearbeitet, dass es umfassendere Lösungen braucht.
Prof. Dr. Henning Wilts, Leiter der Abteilung Kreislaufwirtschaft am Wuppertal Institut, betonte in seinem Statement zum UN-Plastikabkommen, dass ein Beitrag beispielsweise durch einen Übergang von Einweg zu Mehrweg gelingen kann, wenn Produkte also mehrfach genutzt werden. Als sehr billiges Material lasse Plastik sich in vielen Teilen der Welt nicht ohne erhebliche Preissteigerungen bei Alltagsprodukten ersetzen, daher kommt dem Recycling als weitere Lösungsoption eine große Rolle zu. Recycling sei aber nicht die alleinige Lösung – auch, weil sich nicht alle Kunststoffprodukte sinnvoll oder beliebig oft recyceln ließen, sagte der Wissenschaftler im Tagesspiegel. Im Interview mit Deutschlandfunk Kultur umreißt Wilts eine mögliche Lösung: Nötig sei “eine andere Art Plastik”, die sinnvoll eingesetzt, im Kreis geführt und zudem aus CO2-freien Alternativen, wie biogenen Ausgangsstoffen, statt aus Erdöl hergestellt werde, so der Kreislaufwirtschafts-Experte.

Bis eine hundertprozentige Kreislaufwirtschaft Realität wird, gilt jedoch: Der beste Abfall ist letztlich der, der gar nicht erst entsteht. Das Konzept dahinter wird Precycling genannt – kurz gesagt das Minimieren oder vollständige Vermeiden von Verpackungs­abfällen. Wie sich das umsetzen lässt, steht im Fokus der PuR-Fachtagung am 26. Juni 2023. Welches Potenzial in der Wiederverwertung steckt und was gerade falsch läuft, diskutiert Henning Wilts auf dem Podium mit weiteren Expert*innen beim SZ Nachhaltigkeitsgipfel am 27. und 28. Juni 2023.

Auch auf der Bonn Climate Change Conference, der aktuellen Vorbereitungskonferenz zur 28. Konferenz der Mitgliedsstaaten der UN-Klimarahmenkonvention (Conference of the Parties, kurz COP28) Ende diesen Jahres in Dubai, war Plastik immer wieder ein stark diskutiertes Thema. Denn neben Müllbergen an Land oder Mikroplastik in Flüssen und Weltmeeren verursachen Plastikprodukte von ihrer Herstellung bis zur Entsorgung gewaltige CO2-Emissionen – ein weiterer Grund, das Plastik-Problem so schnell und entschlossen wie möglich anzugehen, um das 1,5-Grad-Ziel noch einhalten zu können.

Die nächste UN-Klimakonferenz COP28 in Dubai steht ganz grundsätzlich unter besonderer Beobachtung und großem Druck. Denn es ist die erste Konferenz, auf der auch eine Art weltweite Zwischenbilanz nach dem Abschluss des Pariser Klimaschutzabkommens gezogen werden soll. „In Dubai endet der erste sogenannte Global Stocktake, das heißt, wenn man so will eine Bestandsaufnahme des bisher Erreichten und der vorliegenden Ziele der Vertragsstaaten“, erklärte Manfred Fischedick, Präsident des Wuppertal Instituts, gegenüber der Tagesschau. „Dabei wird die Lücke deutlich werden zwischen Anspruch und Wirklichkeit.“