Im Juni fand die fünfte Projektreise des BMBF-geförderten Projekts INTEWAR (Innovative Technologien zur Eindämmung wasserassoziierter Krankheiten) nach Kamerun mit der bislang größten deutschen Delegation statt. Ziel der Reise war die Übergabe der Trinkwasseraufbereitungsanlage an den Distrikt Montana City in Douala V, die nun zweite Ultrafiltrationsanlage, welche während der Projektzeit gemeinsam mit kamerunischen Stakeholdern geplant und gebaut wurde und in Betrieb genommen wird. Weiterhin wurden verschiedene Workshops und Trainingsmaßnahmen mit kamerunischen Stakeholdern sowie Datenerhebungen und Feldbegehungen durchgeführt.
Das Projektteam, bestehend aus insgesamt 11 Mitarbeitenden des FiW, IASU, IHPH, IWW sowie der PAULA Water GmbH, erreichte am 6. Juni Douala. Vor Ort wurde das Team von kamerunischen Partnern in Empfang genommen und während der Reise begleitet.
Gleich zu Beginn konnte die durch den kamerunischen Partner AURA fertiggestellte Ultrafiltrationsanlage zur verbesserten Trinkwassersicherheit durch das Konsortium an den Bezirk Montana City, Douala und das Wasserkomitee übergeben werden. Diese waren zuvor durch Ciel Bleu und die deutschen Partner WASH geschult worden. Zu den Festlichkeiten erschienen neben den Anwohnern und Politikern auch die lokale Presse. Ergänzt wurden die Aktivitäten in Montana City durch ein Sensibilisierungstraining des IHPHs und der Universität Yaoundé, in welchem einfache Maßnahmen zur Risikoreduktion der Verunreinigung von Trinkwasserquellen in einer Feldbegehung besprochen wurden.
Die Anlage ist die zweite, welche im Projekt gebaut und nun übergeben wurde, eine erste ist bereits seit letztem Jahr in Soa in Betrieb. Eine dritte Anlage ist aktuell in Ngousso, Yaoundé im Bau und stellte den Angelpunkt der weiteren Aktivitäten während der Reise dar. Es wurden der Standort für die Anlage sowie eine Auswahl an Brunnen inspiziert. Durch ausführliche Feldbegehungen, Kartierungen und Besichtigungen der erhobenen Wasserquellen sollten die ersten Eindrücke um detailliertere Informationen ergänzt werden. Am folgenden Tag fand ein Workshop zu Katastrophenschutzkonzepten und Risikomanagement statt. Innerhalb des Workshops konnten insbesondere durch die mit den Teilnehmenden geführte Diskussionen und einer erstellten Hochwasserkarte relevante Informationen zu Hochwasserrisiken vermittelt werden. Im Anschluss wurde ein weiterer Workshop zu Notwasserkonzepten durchgeführt. In diesem Workshop wurden die Teilnehmenden angehalten, durch eigene Berechnungen und aktive Teilnahme die Idee eines Notwasserkonzeptes zu verinnerlichen und auf ihre eigene Situation zu übertragen.
In Soa wurden darüber hinaus verschiedene Wasserquellen besichtigt und dokumentiert. Dadurch können im Falle von auftretenden Belastungen der Wasserproben mögliche Gründe identifiziert werden. Es wurden auch besonders schützenswerte und für eine bessere Orientierung bekannte Einrichtungen zur Erstellung von Hochwassergefahrenkarten aufgenommen. Zur Erstellung von Schadensanalysen fand eine Kartierung von Hochwassermarken, bestehenden Hochwasserschutzmaßnahmen und Gebäudetypen statt. Zusätzlich wurde ein Sensibilisierungstraining zur Trinkwassersicherheit im Gesundheitszentrum von Soa durchgeführt. Im Sinne des Water-Safety-Plan-Konzeptes der WHO wurden sogenannte „Sanitary Inspection Sheets“, also Checklisten zur Trinkwasserquellenbegutachtung und -bewertung vorgestellt und praktisch an Brunnen im Gesundheitszentrum angewandt. Das Training fand sehr hohen Zuspruch bei den Teilnehmenden und der Arzt des Distriktgesundheitsamts sprach sich für die Anwendung der Sanitary Inspection Sheets zur Ermittlung der risikoreichsten Trinkwasserquellen aus. Abschließend fand an der Universität in Yaoundé ein Treffen zur Förderung der Koordination von Forschungsarbeiten zur Trinkwasseranalyse statt. Der Schwerpunkt lag hier auf der Planung weiterer Arbeiten zum Wassermonitoring in Ngousso.
Für November 2023 ist eine weitere Reise in die Projektregionen geplant, bei der die letzten Schulungen und Workshops stattfinden, die verbleibenden Anlagen an die kamerunischen Akteure übergeben werden sollen und eine Abschlusskonferenz alle beteiligten Stakeholder einlädt, die Ergebnisse kennenzulernen, zu präsentieren und zu diskutieren.
Das Projekt INTEWAR zielt darauf ab, ein ganzheitliches Konzept zur Prävention und Bekämpfung von Hochwasser, Dürren und wasserassoziierten Krankheiten in drei exemplarischen Pilotregionen zu entwickeln. Konkrete Bestandteile sind Schutzkonzepte für kritische Infrastrukturen und Gebäude, ein Monitoring-Konzept für die Überwachung der Trinkwasserqualität sowie Alarm- und Einsatzpläne zur Katastrophenbewältigung. Eine dezentrale Trinkwasseraufbereitungsanlage soll im Katastrophenfall die Versorgung der Bevölkerung mit sauberem Trinkwasser gewährleisten. Durch Aufklärungs- und Schulungsmaßnahmen wird das Bewusstsein der lokalen Bevölkerung für den Zusammenhang der Themen Hygiene, Gesundheit und Trinkwasserqualität gefördert. Die Ergebnisse des Projektes sollen kamerunische Behörden in den Pilotregionen in die Lage versetzen, Hochwasserrisiken eigenständig einzuschätzen, Naturkatastrophen präventiv zu verhindern und gesundheitliche Risiken infolge dieser Katastrophen einzudämmen.
Mehr Informationen zur BMBF-Fördermaßnahme INTEWAR – Innovative Technologien zur Eindämmung wasserassoziierter Krankheiten finden Sie unter https://intewar.org/