Gestern fand eine wichtige Veranstaltung statt, die das Potential hat, das Verständnis der Rolle von grünem Wasserstoff (GH2) für die nachhaltige Entwicklung im Globalen Süden in den kommenden Jahren deutlich zu prägen. Vertreter*innen von UNIDO, IRENA und IDOS kamen während der COP28 in Dubai zusammen, um den gemeinsam verfassten Bericht „Green hydrogen for Sustainable Industrial Development: A Policy Toolkit for Developing Countries“ vorzustellen. Wichtige Interessenvertreter*innen sowie Expert*innen auf dem Gebiet der nachhaltigen Energie nahmen an dem Event teil.

Die gemeinsame Arbeit von UNIDO, IRENA und IDOS an dem Bericht erlaubte es den drei Organisationen, ihr jeweiliges spezifisches Fachwissen und institutionelles Mandat in das Toolkit einzubringen, mit dem Ziel, eine nachhaltige Energiewende zu fördern und eine breitenwirksame grüne Industrialisierungspolitik mitzugestalten und zum globalen Gemeinwohl beizutragen.

Dies ist der erste umfassende Bericht, der die gesamte GH2-Wertschöpfungskette analysiert – einschließlich der vorgelagerten wirtschaftlichen Verflechtungen, der Erzeugung und der Nutzung von GH2 – mit einem besonderen Blick auf Entwicklungsländer. Der Bericht gibt strategische Politikempfehlungen vor allem für das Ziel, den Beitrag zu maximieren, den die Erzeugung und der Einsatz von GH2 vor Ort für die nachhaltige Entwicklung haben kann. Policy Sheets, die Teil des Berichts sind, fassen unterschiedliche Optionen zusammen, mit welchen Maßnahmen dieses Ziel befördert werden kann.

Das Toolkit soll künftig Entwicklungsländern als Ressource dienen, wenn sie eine Wasserstoff-basierte Industrialisierungsstrategie einschlagen wollen. Es informiert politische Entscheidungsträger*innen über die wesentlichen Strategien, Herausforderungen und Lösungsansätze für die Schaffung lokaler Wertschöpfungsketten rund um die Herstellung von grünem Wasserstoff. Auf Basis dieser Erkenntnisse können anschließend länderspezifische Ziele durch Projekte und Kooperationen angegangen werden.

Nach der Präsentation des Berichts, der in Kürze auf den Websites der drei Organisationen verfügbar sein wird, folgte ein kritischer Dialog über die Rolle des grünen Wasserstoffs für die nachhaltige Entwicklung von Ländern des Globalen Südens. Dabei wurde die Sichtweise hinterfragt, nach der GH2 vor allem ein Exportgut für Länder ist, die ein hohes Potential an erneuerbaren Energien haben. Vielmehr müsse sein möglicher Beitrag zum Wirtschaftswachstum, zur ökologischen Nachhaltigkeit und sozialen Entwicklung in den Erzeugerländern in den Blick genommen werden.

Dr. Ute Collier, amtierende Direktorin des Knowledge, Policy and Finance Center bei IRENA, betonte, dass die Diskussionen über die Zukunft des Wasserstoffs realistisch sein müssen: „Der Wasserstoffexport wird in der Anfangsphase eine gewaltige Herausforderung darstellen, daher ist es sinnvoll, die Entwicklung von Wasserstoffprojekten auf die lokale Industrie zu konzentrieren“.

Dr. Gerd Müller, Generaldirektor der UNIDO, hob in seinem Vorwort zum Bericht die Notwendigkeit politischer Maßnahmen hervor: „Eine wesentliche Voraussetzung für die weltweite Verbreitung von grünem Wasserstoff ist die Entwicklung der notwendigen politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen und koordinierter internationaler Normen. Ohne rechtliche Klarheit können grüne Wasserstoffprojekte nicht vorankommen, da sie weder planen noch Risiken abschätzen können. Dieses Toolkit soll den politischen Entscheidungsträgern bei der Entwicklung eines rechtlichen Umfelds helfen, das die Produktion von grünem Wasserstoff ermöglicht“.

Prof. Dr. Anna-Katharina Hornidge, Direktorin des IDOS, wies darauf hin, dass der Erfolg der globalen grünen Wasserstoffwirtschaft davon abhängt, dass die Interessen der einkommensschwachen Volkswirtschaften an einer nachhaltigen Entwicklung hinreichend berücksichtigt werden. „Die Schaffung von Arbeitsplätzen und neuen Wertschöpfungsmöglichkeiten, die Dekarbonisierung der Wirtschaft, die Beteiligung lokaler Gemeinschaften an den Projekten und ihren Erträgen – all dies sind entscheidende Faktoren, um die Vision einer globalen grünen Wasserstoffwirtschaft verwirklichen zu können“.

Die Veranstaltung unterstrich einmal mehr das Hauptziel des Berichts „Grüner Wasserstoff für eine nachhaltige industrielle Entwicklung“: Eine Diskussion anzustoßen, in der die transformative Rolle des grünen Wasserstoffs von allen Akteur*innen in diesem Bereich gut verstanden wird, um eine möglichst gerechte Verteilung der potenziellen Vorteile zu gewährleisten.