Gewässerverunreinigungen durch Niederschlagswassereinleitungen im Trennsystem werden derzeit intensiv diskutiert, insbesondere mit Blick auf Schadstoffe, die über das Niederschlags-wasser von befestigten Flächen abgeschwemmt werden. Dezentrale Niederschlags-behandlungsanlagen können hier Abhilfe schaffen, denn diese sind darauf ausgelegt, Schadstoffe aus stofflich belasteten Niederschlagswasserabflüssen nahe am Entstehungsort zurückzuhalten und zu behandeln. Auf diese Weise kann das Regenwasser auch in der Trennkanalisation verzögert abgeleitet oder sogar vor Ort versickert werden. So kann beispielweise eine hydraulische Überlastung der vorhandenen Regenwasserkanäle vermieden werden.

Europaweit fordern Gesetzgeber und Behörden immer häufiger eine entsprechende Niederschlagswasserbehandlung vor der Einleitung ins Gewässer und ins Grundwasser, insbesondere im Bereich von Verkehrsflächen. Denn hier fallen eine Vielzahl schadstoffbelasteter Partikel an, wie z.B. Reifenabrieb, Bremsstaub, Fahrbahnabrieb, Trofpverluste von Ölen und Kraftstoffen sowie Verbrennungs- und Korrosionsrückstände von Fahrzeugen. Feinstpartikel, welche im Straßenraum besonderes häufig vertreten sind, sind für die Schadstoffbelastung von besonderer Bedeutung. Denn an diesen Partikeln bleibt aufgrund ihrer adsorptiven Wirkung ein erheblicher Teil der Schwermetalle und einer Vielzahl anderer Schadstoffe haften. Aber auch im Niederschlagswasser mitgeführte organische Bestandteile von befestigten Flächen können dem Gewässer Probleme bereiten, da diese stark sauerstoffzehrend sind.

Aus diese Grund wird daher für den Einleitungsweg von Verkehrsflächen ins Gewässer bzw. Grundwasser die TOC-Fracht (Total Organic Carbon) als maßgeblicher Summenparameter angesetzt, aber auch Schwermetalle, die partikulär und gelöst vorliegen können sowie die Fracht von Feinstpartikeln, sog. abfiltrierbarer Stoffe (AFS). Dezentrale Niederschlagswasserbehandlungsanlagen sollen diese Frachten auch bei unterschiedlichen Randbedingungen zurückhalten, insbesondere auch bei diskontinuierlich und unterschiedlich stark anfallenden Regenwassermengen.

Grundsätzlich empfiehlt es sich, die Leistungsfähigkeit dieser Anlagen zu überprüfen, bevor sie eingebaut werden. In Schweden fehlt derzeit noch ein einheitlicher Standard zur Überprüfung des Stoffrückhaltevermögens und der hydraulischen Leistungsfähigkeit und somit auch für das Design solcher Anlagen.

Im Rahmen des Europäischen Laborverbundes „Co-UDlabs – Building Collaborative Urban Drainage research lab communities“ [1] wurde nun das länderübergreifendes Forschungsprojekt „Standard development for stormwater management in Sweden“ gestartet, dass diese Thematik aufgreift. In dem von der Europäischen Union geförderten Projekt erhalten die Schwedische Forschungsorganisation RISE – Research Institutes of Schweden, die Technische Universität Luleå, Schweden und die Firma UPONOR, ein schwedischer Hersteller von Entwässerungselementen, Zugriff auf die Forschungsinfrastruktur des IKT, einen Prüf- und Forschungsstand für dezentrale Niederschlagswasserbehandlungsanlagen.

Entsprechende Versuche wurden nun im IKT durchgeführt und vom schwedischen Projektteam begleitet. Darüber hinaus erfolgte ein reger fachlicher Austausch zwischen dem IKT und dem schwedischen Projektteam. Die Ergebnisse der Versuche werden genutzt, um ein Prüfverfahren für dezentrale Niederschlagwasserbehandlungsanlagen zu entwickeln, das anschließend den schwedischen Normungsgremien vorgelegt wird.

[1]) Das Projekt Co-UDlabs wird aus dem Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020 der Europäischen Union unter der Fördervereinbarung N2. 101008626 gefördert. Nähere Informationen unter https://co-udlabs.eu/

Co-UDlabs is funded by the European Commission H2020-INFRAIA-2020-1 Grant Agreement No. 101008626