Wie können unterirdische Leitungskanäle nachhaltiger geplant und betrieben werden? Diese Frage stand im Vordergrund eines projektbegleitenden Expertenworkshops im IKT mit Beteiligung des ILS.
Der Einsatz von unterirdischen Leitungskanälen stellt eine alternative Bauweise zur herkömmlichen Anordnung von Ver- und Entsorgungsleitungen im Untergrund dar. Die Leitungen werden im Untergrund gebündelt in einem begehbaren Leitungskanal untergebracht und sind somit für Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten und Neuverlegung zugänglich. Im Vergleich zur herkömmlichen Bauweise kann somit auf Aufgrabungen im Straßenraum über den Lebenszyklus hinweg komplett verzichtet werden.
Allerdings stehen den Vorteilen unterirdischer Leitungskanäle ein höherer Anfangs-finanzierungsbedarf und vermeintlich höhere Emissionen durch den Betonverbrauch beim Bau der zusätzlichen Hüllkonstruktion entgegen.
In einem von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten Vorhaben wird diese Thematik nun aufgegriffen. Unter Federführung des Beratungsunternehmens entellgenio und mit Beteiligung des Planungs- und Ingenieurbüros GIBA sowie dem IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur werden in diesem Projekte zwei wesentliche Ziele verfolgt: Erstens soll eine fundierte Planungshilfe entstehen, die es ermöglicht, die Nachhaltigkeit der Verlegung von Versorgungsleitungen in unterirdischen Kanälen im Vergleich zur konventionellen Verlegung zu bewerten. Dabei werden ökonomische, ökologische und soziale Kriterien über den gesamten Lebenszyklus hinweg begutachtet. Hierfür wird ein bestehendes Rechenmodell von entellgenio weiterentwickelt.
Zweitens soll das Projekt einen Beitrag zur Energiewende, Umweltentlastung und Klimafolgenanpassung leisten. Analysiert wird, wie unterirdische Leitungskanäle Städte klimaresilienter machen können, etwa durch zusätzliche Flächen für Baumstandorte und Schwammstadtelemente oder eine bessere Anpassung an Starkregenereignisse.
Zwischenergebnisse des Vorhaben wurden nun in einer Expertenrunde am 12. Mai beim IKT vorgestellt und mit den Workshop-Teilnehmern diskutiert. Kommunikation zur Förderung der Akzeptanz von Leitungskanälen und der Wissenstransfer sind Bestandteil des Projektes. Neben einem ersten Entwurf des Berechnungsverfahrens zur Ermittlung des C02-Bilanz von Leitungskanäle wurde auch der mögliche Raumgewinn für Baumstandorte und Baumrigolen thematisiert (siehe Abbildung 1 und 2).
Bei dieser Hybridveranstaltung war insbesondere auch die übergeordnete Sichtweise des Institutes für Landes- und Stadtentwicklungsforschung (ILS) gefragt. Das ILS, welches sich auch Schwerpunktmäßig mit dem Thema „Entwicklung nachhaltiger Bau- und Siedlungsstrukturen“ beschäftigt, war durch Herrn Jonas Marschall vertreten. Im Rahmen der Diskussion mit dem ILS wurde u. a. deutlich, dass ein möglicher Platzgewinn für Maßnahmen wie eine Steigerung der städtischen Baumüberschirmung und Schwammstadtelemente aus städtebaulicher Sicht erstrebenswert ist. Die jeweiligen Infrastrukturträger sollten demnach auf dieses Potenzial durch den Einsatz begehbarer Leitungskanäle bei Trägerbeteiligungen im Rahmen städtebaulicher Planungen, insbesondere der Bauleitplanung, hinweisen.
Grundsätzlich handelt es sich bei dem Leitungskanal um eine vielversprechende technische Alternative zur konventionellen Anordnung von Leitungen im Untergrund, insbesondere für den urbanen, dicht besiedelten Bereich. Der Abschluss des Projektes ist für Mai 2026 geplant.