Bei der„MARE People and the Sea“ Konferenz vom 28. Juni bis 2. Juli 2021, organisiert von der Universität Wageningen, war das DIE mit einer Reihe von Panels und Vorträgen präsent.
Sieben Forscher*innen des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik (DIE) brachten sich bei dieser, in diesem Jahr virtuellen, zentralen internationalen Konferenz der marinen Sozialwissenschaften mit Arbeiten zur EU-Fischereipolitik, zu Küstenschutz und Mehrebenen-Governance des Ozeans bis zu Ozean-bezogenen, marinen Wissenssystemen ein.
Die Geschäftsführung des DIE war über Prof. Dr. Anna-Katharina Hornidge vertreten. Gemeinsam mit den DIE-Projekten ‚Fiction meets Science‘, ‚C-Scope‘ und ‚SUDEA‘, sowie Kolleg*innen des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenforschung (ZMT) und der Universität Wien organisierte sie das Panel „The Constitution of marine knowledges: Ocean observation, narratives and regimes”. Neben Prof. Hornidge präsentierten Beatrice Dippel, Mirja Schoderer, Ramona Haegele und Jacqueline Goetze ihre Forschungsarbeiten aus dem DIE. Weitere Vorträge wurden gehalten von Prof. Dr. Alice Vadrot und Arne Langlet vom ERC Forschungsprojekt MARIPOLDATA (Universität Wien) und Ass. Prof. Alice Vadrot und Roald Leeuwerik vom Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT).
Das Panel widmete sich der Frage, welche strukturellen Herausforderungen Wissensproduktion zum Ozean, sowie die Ausgestaltung der Wissenschaft-Politik-Schnittstelle heute charakterisieren. Inwiefern diese die Praktiken wissenschaftlichen Arbeitens und politischer Entscheidungsprozesse zum Ozean prägen und inwiefern die UN Ozean Dekade Möglichkeiten bietet, die existierenden globalen Ungleichgewichte in marine Wissensproduktion und der darauf aufbauenden Kommunikationsmacht von Ländern in laufenden Verhandlungen zum Internationalen Seerecht abzubauen. Der Ozean sei zeitgleich Klimaregulator und Bereitsteller natürlicher Ressourcen und daher Gegenstand vieler unterschiedlicher Interessen. Die Wissensproduktion in diesem Bereich sei demzufolge von höchster Relevanz, birge jedoch das Risiko, die Dominanz in politischen Entscheidungsprozessen und wissenschaftlichen Netzwerken zu legitimieren und zu verstärken. Eine ausführliche Beschreibung des Panels ist unter dem folgenden Link zu finden: 2.250 The Constitution of Marine Knowledges: Ocean Observation, Narratives and Regimes | MARE2021 | Ex Ordo.
Im Panel “Governing blue livelihoods” stellte Ina Lehmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin am DIE, ein gemeinsam mit Prof. Anna-Katharina Hornidge beantragtes Teilprojekt im Rahmen einer Forschungsmission der Deutschen Allianz Meeresforschung zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung mariner Räume vor. Das DIE plant, im Rahmen des Projekts die Einbettung der lokalen Governance der kumulativen Effekte diverser Stressoren im marinen Raum in den Kontext globaler mariner Nachhaltigkeitspolitiken zu analysieren. Im selben Panel präsentierte Niels Keijzer gemeinsam mit Sarah Delputte von der Universität Gent und Lina Galvis vom United Nations University Institute on Comparative Regional Integration Studies ein Papier, das die Verantwortung der Europäischen Union für eine nachhaltige Fischerei im Golf von Guinea untersucht.
Des Weiteren trug Prof. Dr. Hornidge als Sprecherin zum Abschlusspanel der Konferenz bei mit dem Titel „Sensitizing sustainable ocean development to social inequality“. Neben ihr sprachen KollegInnen wie Prof. Dr. Joyeeta Gupta (U Amsterdam), Prof. Dr. Yoshitaka Ota (U Washington) und Prof. Dr. Moenieba Isaacs (U of the Western Cape). Ziel des Panels war es, soziale Ungleichheiten entlang von Küsten und in Ozean-bezogenen Wirtschaftszweigen in den Blick zu nehmen. Gerade der Bereich der Klein- und Küstenfischerei wird in vielen Ländern traditionell mit marginalisierten Bevölkerungsgruppen in Verbindung gebracht. Küsten in den Tropen und Subtropen – aufgrund ihrer gleichzeitigen Härte und Schönheit – sind Orte an denen sich soziale Ungleichheit immer schon, doch in den vergangenen Jahrzehnten besonders manifestiert. Hier finden sich die ‚bottom 5‘ und die ‚top 5 %‘ der Gesellschaft. Bevölkerungsgruppen, die seit Generationen entlang von Küsten von Fischfang, Krabbenzucht oder der Salzproduktion leben und Gruppen, die für den Blick auf das Meer es sich leisten, dorthin zu ziehen. Das Abschlusspanel der Mare Konferenz wählte diesen Blick auf verschärfende soziale Ungleichheiten entlang tropischer und subtropischer Küsten. Meeresspiegelanstieg, zunehmender Küstenschutz und Verarmungsprozesse in der Kleinfischerei aufgrund von Überfischung und der Konkurrenz mit der Industriefischerei machen gerade tropische Küsten, an denen eine Vielzahl der Welts‘ Megacities liegen, zu ‚hotspots of global change‘ werden. Das Expertenpanel identifizierte die strukturellen Herausforderungen und reflektierte die Rolle der marinen Sozial- und Kulturwissenschaften in ihrer Analyse und Sichtbarmachung für gesellschaftliche Bewusstseinsbildung und politische Beratungs- und Entscheidungsprozesse. Detaillierte Informationen zur gesamten Konferenz sowie zum Programm können hier eingesehen werden: 2021 People & the Sea Conference – MARE Centre.
Sie interessieren sich darüber hinaus für weiterführende Arbeiten des DIE im Bereich Meeresregionen? Werfen Sie einen Blick dazu in unser Web-Special.