Die nachhaltige Entwicklung der Wasserwirtschaft ist weltweit durch vielfältige Nutzungskonkurrenzen, Bevölkerungswachstum und Klimawandel unter Druck, die neben technischen Lösungen nur integral an der Schnittstelle zu benachbarten Disziplinen wie der Landwirtschaft, Stadtentwicklung, Kreislaufwirtschaft, Chemikalienmanagement und nicht zuletzt unserem Konsumverhalten angegangen werden können.

Das FiW initiiert in NRW, national, aber auch international in Asien und Afrika mit einem breiten Partnernetzwerk interdisziplinäre Forschungs-, Beratungs- und Transferprojekte, in denen wir als Initiator und Projektentwickler häufig auch die Projektkoordinierung übernehmen. Zur nachhaltigen Umsetzung der Projektergebnisse engagiert sich das FiW zudem weltweit in der Aus- und Weiterbildung von wasserwirtschaftlichen Entscheidungsträgern und Fachkräften, unter anderem im Auftrag von GIZ und KfW.

In Pakistan, dem viertgrößte Baumwollproduzent der Welt und für Deutschland wichtigem Bekleidungsexporteur, arbeitet das FiW mit vierzehn deutschen Forschungs- und Industriepartner sowie dreizehn pakistanischen Praxispartnern interdisziplinär im Baumwollanbau, der Textilverfahrenstechnik, Abwasserreinigung und ihrer spezifischen institutionellen Rahmenbedingungen zusammen.

Ziel ist es, den Wasserfußabdruck zu einem Steuerungsinstrument weiterzuentwickeln, um pakistanische Entscheidungsträger bei der Bewirtschaftung knapper Wasserressourcen zu unterstützen und deutschen Konsumenten Kriterien für bewusste Kaufentscheidungen an die Hand zu geben. Dazu wird eine Bestandsanalyse zur Wasserverwendung und -verschmutzung in der Provinz Punjab durchgeführt und deren Wirkungen auf die menschliche Gesundheit, Ökosysteme und Frischwasserressourcen abgeschätzt.

In fünf Demonstrationsvorhaben werden Handlungsoptionen im Hinblick auf ihre technische, wirtschaftliche und institutionelle Umsetzbarkeit untersucht: von der Steigerung der Wasserproduktivität in der Bewässerung über ressourcenschonende Farbstoffe, wassersparende Textilmaschinen bis hin zur Textilabwasserbehandlung, Schadstoffanalytik und –Überwachung.

Die Textilabwasserbehandlung stellt einen Arbeitsschwerpunkt dar, da in der Textilregion Faisalabad von ca. 220 Textilunternehmen nur zehn über Behandlungsanlagen verfügen, von denen zudem mehrere wegen hoher Energiekosten außer Betrieb sind. Textilabwässer fließen über zentrale Entwässerungsgräben ungeklärt in die Flüsse Chenab und Ravi oder verschmutzen das intensiv zur Bewässerung und Trinkwasserversorgung genutzte Grundwasser. In Zusammenarbeit mit der Firma A3 Water Solutions GmbH und der Universität Stuttgart wird derzeit eine Pilotanlage zur anaerobe Behandlung von Abwässern aus der Entschlichtung entworfen, gebaut und nach Pakistan verschifft, die das FiW in einer Textilfabrik südlich von Lahore zur Gewinnung von Biogas aus organisch hoch belastetem Abwasser im Versuchsbetrieb testen wird.

Als weiteres JRF-Institut übernimmt das IWW Zentrum Wasser Arbeitspakete zur hydrologischen Modellierung zur Wasserbedarfsberechnung im Baumwollanbau unter spezifischen Landnutzungs- und Klimawandelszenarien sowie zur Bewertung von UN-Nachhaltigkeitszielen. Über das Nutzergremium sind das BICC mit Herrn Prof. Schetter und weitere relevante Akteure eingebunden.

Workshops und Capacity Building für pakistanische Praxispartner, u. a. Farmerorganisationen, Textilfirmen, Universitäten, Behörden und Ministerien als Zielgruppen für eine flächenhafte Umsetzung sollen zur Dauerhaftigkeit der Maßnahmen beitragen. Um neben lokalen Entscheidungsträger international tätige Brands & Retailers und insbesondere deutsche Konsumenten für nachhaltig produzierte Textilien zu sensibilisieren, begleiten wir InoCottonGROW öffentlichkeitswirksam mit der Produktion von Dokumentarfilmen und Untersuchungen zur Entwicklung eines Wasserfußabdruck-Textil-Labels.

Das Verbundprojekt InoCottonGROW wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Fördermaßnahme „Globale Ressource Wasser (GROW)“ gefördert. Weitere Informationen unter http://www.inocottongrow.net/.

Fördermittelgeber: BMBF

Projektzeitraum: 01.03.2017-29.02.2020