Da kommt man nicht mehr drum herum: Jede Kommune muss sich heutzutage mit dem Thema Starkregen­vorsorge auseinander­setzen. Schließlich kann ein Starkregen, wie er im vergangenen Jahr Wuppertal und andere Städte heimgesucht hat, überall passieren. Doch wie geht man das Thema am besten an? Das Kommunale Netzwerk Abwasser hat gemeinsam mit dem IKT eine praktische Arbeitshilfe entwickelt.

Vorsorge heißt, dass im Fall der Fälle jeder weiß, was zu tun ist.

Im vergangenen Jahr haben 13 Abwasser­betriebe aus dem Kommunalen Netzwerk Abwasser (KomNetAbwasser) gemeinsam in einem Arbeits­kreis intensiv das Forschungs­projekt „Umgang mit Stark­regen­ereig­nissen im Kanal­betrieb“ bearbeitet. Das Ergebnis: ein „Starkregen-Check Kanal­betrieb“, der Abwassernetzbetreiber bei der organisa­torischen Umsetzung von Vorsorge­maßnahmen unterstützt.

Praktische Hilfe zur Starkregenvorsorge

Wie lässt sich die Kanalfunktion bei Starkregen sichern? Welche Nothilfe können operativ tätige Kanal­betriebe in der Krise darüber hinaus leisten? An diesen Fragen setzt das Forschungs­vorhaben an und gibt jetzt mit dem „Starkregen-Check Kanal­betrieb“ Orientierung.

Anzeigen und Plakate: So kann ein Kanalbetrieb zeigen, dass er in Sachen Starkregenvorsorge aktiv ist.

Die Projektergebnisse sind für alle Kanalbetriebe relevant und wurden deswegen auch vom NRW-Umwelt­minis­terium gefördert. Der Forschungs­bericht und die Arbeits­hilfen werden nach Abschluss des Projekts – voraussichtlich im Frühjahr 2019 – frei verfügbar unter www.komnetgew.de zum Download bereit­gestellt. Die Ergebnisse werden zudem beim KomNetAbwasser-Tag „Starkregen-Check Kanalbetrieb“ am 13. Juni 2019 im IKT in Gelsenkirchen präsentiert und im Detail erläutert. Alle interessierten Kanalbetriebe sind herzlich eingeladen!

Im Forschungsvorhaben wurde für alle 13 beteiligten Kanalbetriebe die Ist-Situation in der Stark­regen­vorsorge erhoben. Gemeinsam mit fünf Abwasser­betrieben wurden darüber hinaus organisatorische Maßnahmen umgesetzt. Es wurden örtliche Notfall- und Störfallpläne entwickelt, die Zuständig­keiten erhoben, Organigramme erstellt, Meldewege aufgezeichnet, Personal­ressourcen sowie Geräte- und Fahrzeuglisten dargestellt. Auf Basis der Analyse der ausgeführten Arbeiten konnten Arbeits­hilfen erarbeitet werden, die nun mit dem „Starkregen-Check Kanal­betrieb“ gebündelt vorliegen.

Optimal vorbereitet für den Ernstfall
Der „Starkregen-Check Kanalbetrieb“ dient zur bestmöglichen operativen Vorbereitung der Kanalbetriebe auf Starkregen sowie zur Bewältigung einer möglichen Krisen­situation. Es geht dabei konkret um einfache betriebliche und organisa­torische Maßnahmen des Kanal­betriebs, die unmittelbar vor einem prognosti­zierten Ereignis schnell und zeitnah umgesetzt werden können, und nicht um aufwändige und kostenintensive Baumaßnahmen an bestehenden Netzen.

Jeden Tag sichern Kanal­betriebe die Funktion der Kana­lisa­tion und sind dafür rund um die Uhr in Bereit­schaft. Der Umgang mit besonderen Betriebs­zu­stän­den, wie sie bei Stark­regen auf­treten können, ist komplex. Der „Stark­regen-Check Kanal­betrieb“ soll helfen, sich gut zu orga­nisie­ren und nach einem Störfall- und Not­fall­plan zu handeln. Ich danke den Kanal­betrieben aus dem Kommunalen Netzwerk Abwasser und dem IKT für die ver­trauens­volle und erkennt­nis­reiche Zusammen­arbeit.
Ludger Wördemann, Rheda-Wiedenbrück

Herausgekommen ist eine Checkliste „Stark­regen­management im Kanalbetrieb“. Sie basiert auf der europäischen Normung, der landes­recht­lichen Gesetz­gebung sowie den Erfahrungen der beteiligten Abwasser­betriebe. Diese Checkliste soll dem Kanal­betrieb ermöglichen, die wichtigsten organisa­torischen und betrieblichen Maßnahmen in chrono­logischer Reihenfolge abzuarbeiten und zu dokumentieren.

Sinn der Sache: mit gezielten Maßnahmen dem Starkregen den Schrecken nehmen

Organisieren, üben, besser werden

Die Erfahrungen aus dem Forschungsvorhaben zeigen, dass große Anfangserfolge erzielt werden können, wenn ein Starkregen-Check für den Kanal­betrieb durchgeführt wird. Die Organisation der dezernats­über­greifenden Erreich­bar­keiten, Meldewege und Abläufe in der Stark­regen­vorsorge sollte zudem in regelmäßigen Abständen überprüft werden. Organisatorische Abläufe und Ausstattungsmerkmale können stetig verbessert werden.

Um stets gut vorbereitet zu sein empfiehlt Projektleiter Mirko Salomon, M.Sc. zur Überprüfung der getroffenen Maßnahmen Praxis-Übungen im Kanal­betrieb abzuhalten.

Mirko Salomon: „Es hilft, die definierten Abläufe regelmäßig einzuüben.“

Als hilfreich habe sich im Forschungsprojekt außerdem die Durchführung von „Runden Tischen“ oder Arbeits­kreisen mit allen beteiligten Ämtern, wie Feuerwehr, Ordnungsamt, Straßen­bau­last­träger, Stadtplanung, Gewässer-/Deichverbände, THW, Versorgern und Grün­flächen­amt erwiesen. „Der regelmäßige Austausch hilft bei der Organisation und Abstimmung von Maßnahmen zur Stark­regen­vorsorge“, sagt auch KomNet-Leiter Dipl.-Ing. Marco Schlüter. „In Krisen Köpfe kennen“ ist sein Credo für eine funktionierende Bewältigung von Stark­regen­ereignissen im Stadtgebiet.

Mit dem erarbeiteten Starkregen-Check Kanalbetrieb gibt das KomNetAbwasser kommunalen Abwasser­betrieben nun eine praktische Hilfe­stellung zur Stark­regen­vorsorge an die Hand.

HIER kann die Checkliste „Starkregenmanagement im Kanalbetrieb“ bereits heruntergeladen werden.

Lesen und informieren Sie sich gerne auch auf der Internetseite des IKT.