Fast alle Branchen in Deutschland trifft der Fachkräftemangel. Angesichts der demographischen Entwicklung wird sich dieser Trend zukünftig noch verschärfen.

Auch das IKT bekommt diese Entwicklung zu spüren – und dies gleich in mehrfacher Hinsicht. Mit Blick auf die Nachwuchsgewinnung wird es immer schwieriger studentische Mitarbeiter/-innen zu finden, obwohl das IKT mit Universitäten und Hochschulen der Region eng zusammenarbeitet. Denn in der Vergangenheit wurden studentische Mitarbeiter/-innen der Ingenieurwissenschaften nach einem erfolgreichen Hochschulabschluss häufig als wissenschaftliche Mitarbeiter/-innen beim IKT eingestellt. Auch die Mitwirkung des IKT bei der Berufsorientierung von Schüler/-innen ist nicht mehr so einfach wie früher. So gab es über das Internet-Portal zum bundesweiten Girls´Day in 2023 erstmals keine Rückmeldungen interessierter Schülerinnen für einen Praxistag im IKT. Hier mussten die Mitarbeiter des IKT dann selbst aktiv werden und gezielt den Kontakt zu Schulen suchen.

Trotz aller Widrigkeiten konnte dann aber auch in diesem Jahr mit Hilfe von Präsenzveranstaltung im IKT bei Schülern/-innen und Studierenden für die Tätigkeiten im IKT Werbung gemacht werden. Denn abseits von herkömmlichen Marketingmaßnahmen im Internet und in den sozialen Medien, ist insbesondere auch gezielt der direkte, persönliche Kontakt zum Nachwuchs zu suchen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen.

So wurde für zwei Schülerinnen der 8. Jahrgangsstufe des Gymnasiums Lünen-Altlünen ein Praxistag zur Berufsfelderkundung am 16. Juni 2023 durchgeführt. Eine Abiturientin aus Recklinghausen absolvierte parallel ihr 2-wöchiges Pflichtpraktikum im IKT. Ziel dieser Veranstaltungen ist es, die Schüler/-innen für die Branche der Abwasserbeseitigung zu begeistern, über die Aufgaben der Stadtentwässerung zu informieren und die vielfältigen Tätigkeiten in einem Prüf- und Forschungsinstitut aufzuzeigen. Angesichts der Herausforderungen der Zukunft, wie z.B. die alternde Infrastruktur der Abwasserentsorgung, dem Klimawandel und den daraus abzuleitenden Anpassungsmaßnahmen (Stichwort: Starkregenvorsorge) sowie einer wachsenden Anzahl nachweisbarer Umweltschadstoffe in den Gewässern, ist den Schülern/-innen auch die Zukunftsfähigkeit der Berufe im Bereich der Abwasserbeseitigung zu vermitteln.

Abb. 1: Die Schülerinnen Romy Wrobel und Lisa Mihelcic vom Gymnasium Lünen-Altlünen sowie die Abiturientin Emely Halfmann aus Recklinghausen im Prüflabor des IKT

Ein weiterer wichtiger Baustein der Nachwuchswerbung im IKT ist die Durchführung von Praktikumstagen für Studierende im Rahmen von Bildungspartnerschaften mit den Universitäten und Hochschulen. So organisiert das IKT bereits seit einigen Jahren in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Tunnelbau, Leitungsbau und Baubetrieb der Ruhr-Universität Bochum die Praktikumsveranstaltung „Tunnel- und leitungsbautechnisches Praktikum“. Bei dieser Gelegenheit erhalten die angehenden Ingenieure Einblick in die Tätigkeiten des IKT und lernen das Unternehmen kennen.  In der Veranstaltung am 22. Juli 2023 wurde den insgesamt 22 Teilnehmern ein Überblick über typische Sanierungsverfahren für Abwasserleitungen und -kanäle sowie entsprechende Maßnahmen zur Qualitätssicherung gegeben. In diesem Zusammenhang wurde auch auf die Tätigkeiten der IKT-Prüfstelle für Bauprodukte eingegangen. Hier werden u. a. Baustellenproben von Kanalsanierungsprodukten, sog. Schlauchliner, auf ihre mechanischen Kennwerte und auf ihre Dichtheit überprüft, ein wichtiges Instrument der Qualitätssicherung.

Abb. 2: Prüfingenieurin Ines Jelagin vermittelt den Studierenden der Ruhr-Universität Bochum die Tätigkeiten der IKT-Prüfstelle für Bauprodukte

Eine weitere Veranstaltung dieser Art ist für Dezember geplant. Hier soll auch den Studierenden der Hochschule Ruhr West im Rahmen der Lehrveranstaltung „Technische Grundlagen im Bereich Wasser/Abwasser“ ein Einblick in die Arbeit des IKT gegeben werden.

Grundsätzlich müssen mit Blick auf die Nachwuchsgewinnung aber auch neue, innovative Wege beschritten werden. Hier sieht sich das IKT auch als Sprachrohr für die gesamte Branche der Abwasserbeseitigung. Denn im Kommunalen Netzwerk Abwasser (KomNetAbwasser, https://www.komnetabwasser.de/), eine vom IKT organisierte Plattform, in der mehr als 130 Abwasserbetriebe vertreten sind, wurde der Fachkräftemangel schon mehrmals thematisiert.  So ist beispielsweise geplant, zukünftig auch enger mit den Berufsschulen zusammenzuarbeiten. Erste Sondierungsgespräche zwischen dem KomNetAbwasser und den Vertretern von Berufsschulen wurden bereits durchgeführt.