„Schließen Sie bitte kurz die Augen und denken Sie darüber nach, wie Ihre Innenstadt der Zukunft aussieht“ – mit diesem Gedankenexperiment ist am vergangenen Freitag die Veranstaltung „Neue Bilder für die Innenstädte“ im Dortmunder Fußballmuseum gestartet.

Angesichts sinkender Umsätze durch den zunehmenden Onlinehandel und vermehrter Leerstände diskutierten Akteure aus Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft Ideen und Impulse für lebendige Zentren. Zur Veranstaltung innerhalb der Reihe „JRF vor Ort“ hatte die Johannes-Rau-Forschungsgemeinschaft gemeinsam mit ihrem Mitgliedsinstitut ILS – Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung eingeladen.

Stefan Postert vom Büro Stadt + Handel nahm das Gesamtpaket Innenstadt mit den verschiedenen Nutzungen in den Blick. „Einkaufen ist wichtig, aber nur im Kontext mit anderen Angeboten“, so der Planer. „Wir brauchen dafür dynamische Strategien statt statischer Konzepte.“ Er plädierte dabei auch für neue Geschäfts-, Betreiber- und Finanzierungsmodelle, um neue Wertschöpfung in den Zentren erzielen zu können.

Wie Wege und Instrumente für die Innenstadt der Zukunft konkret vor Ort aussehen können, berichtete Jan Casper-Damberg vom Projektbüro Innenstadt Bremen. In enger Zusammenarbeit mit Verwaltung, Politik, Immobilienwirtschaft, Unternehmertum und Stadtgesellschaft versteht das Büro den Transformationsprozess für die Innenstadt als gemeinschaftliches Projekt. „Ein Projektbüro, das ressortübergreifend die Planungsverwaltung und die anderen Akteure der Innenstadtentwicklung koordiniert, dabei auch die langfristigen Aufgaben der Transformation im Blick hat und anstößt, für Perspektivenvielfalt sorgt und die Chancen der Transformation greifbar und plastisch für die Stadtgesellschaft kommuniziert, ist ein erster Schritt in die richtige Richtung“, so Casper-Damberg zum Bremer Ansatz.

Einen Blick in die Planungspraxis gab auch Tilmann Insinger vom Amt für Stadterneuerung der Stadt Dortmund. Er betonte die Bedeutung der Profilierung der unterschiedlichen innerstädtischen Quartiere ebenso wie die erforderliche Kommunikation der Ergebnisse. „Neben allen Plänen und Konzepten sind Bilder relevant, weil sie eine Idee und eine Aussicht für die Innenstädte plakativer vermitteln können.“

Die ILS-WissenschaftlerInnen Dr. Kati Volgmann, Nina Hangebruch und Frank Osterhage gaben Einblicke in ihre konkreten Forschungen. „Die Zentrenentwicklung wird komplexer, weil Einkaufen alleine nicht mehr reicht“, so Volgmann. „Die Innenstädte brauchen neue Funktionen, die es so im Onlinehandel nicht gibt.“ Eine ganze Reihe neuer Funktionen wie Wohnen, Freizeit, Bildung und Kultur schilderte Nina Hangebruch anhand von Beispielen aus ihrer Forschung zur Nachnutzung leerstehender Warenhäuser. „Komplexe Umnutzungen brauchen Zeit und erfordern einen grundlegenden Umbau der Gebäude, aber für fast alle ehemals leerstehenden Häuser konnten Nachnutzungen gefunden werden“, so die Wissenschaftlerin. Dabei seien auch die Vermieter gefragt. „Eine große Aufgabe ist es, die EigentümerInnen für Ideen wie beispielsweise Wohnen zu gewinnen und zum Umbau zu bewegen“, so Osterhage.

Bei einer Online-Abstimmung konnten die Teilnehmenden selbst ihre Bilder für die Innenstadt der Zukunft einbringen. Schnell wurde deutlich, dass das Thema „Einkaufen“ nach wie vor eine große Rolle für die Teilnehmenden spielt. Daneben wurden aber auch Nutzungen wie Wohnen, Bildung und Dienstleistungen genannt oder der Wunsch nach einer besseren Aufenthaltsqualität etwa durch mehr Grünflächen. Die ExpertInnen waren sich am Ende einig, dass es nicht an Bildern und Ideen für Nutzungsmischungen mangelt. Die Herausforderung liege angesichts sinkender Umsätze in der Schaffung und Umsetzung von passenden Rahmenbedingungen.

 

Programmflyer (PDF):