Am 11. Januar lud die JRF in die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste nach Düsseldorf zur Veranstaltung „LebensWert Wasser – Wie verbindet Wasser NRW und die Welt?“ ein. Der Einladung waren 160 Personen aus Gesellschaft, Wissenschaft und Politik gefolgt. Den Auftakt der Veranstaltung bildeten die Grußworte des JRF-Vorstandsvorsitzenden Prof. Dr. Dieter Bathen sowie der Ministerin für Kultur und Wissenschaft, Isabel Pfeiffer-Poensgen.
Den inhaltlichen Rahmen gaben die fünf JRF-Institute BICC – Internationales Konversionszentrum Bonn, DIE – Deutsches Institut für Entwicklungspolitik, IWW – Rheinisch-Westfälisches Institut für Wasserforschung, ILS – Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung und FiW – Forschungsinstitut für Wasser- und Abfallwirtschaft an der RWTH Aachen mit ihren zehnminütigen Impulsvorträgen. Im Anschluss fanden zwei vom Wissenschaftlichen Vorstand der JRF, Prof. Dr. Uwe Schneidewind, moderierte und zum Publikum geöffnete Podiumsdiskussionen statt. Zunächst mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern selbst, anschließend mit Vertreterinnen und Vertretern aus der Praxis. Beim anschließenden Empfang konnten sich die Gäste mit den WissenschaftlerInnen und den PraxisvertreterInnen austauschen.
In seinem Impulsvortrag „Wassersicherheit im Kontext von Fragilität und Konflikten“ gab Lars Wirkus vom BICC – Internationales Konversionszentrum Bonn einen Einstieg in die Thematik, in dem er aufzeigte, dass sich Wasserunsicherheit und Fragilität international gegenseitig bedingen und es so zu einem Teufelskreis kommt.
Dr. Ines Dombrowsky vom DIE – Deutsches Institut für Entwicklungspolitik stellte die Frage, ob die EU-Wasserrahmenrichtlinie als Planungsinstrument für Integriertes Wasserressourcen-Management in Entwicklungsländern dienen kann und berichtete von Erfahrungen in der Mongolei, wo eine starke Verstädterung und ein Ressourcenboom stattfinden. Manche Aspekte der Wasserrahmenrichtlinie seien auf die Mongolei übertragbar. Allerdings hänge die Anwendbarkeit stark von den Umsetzungskapazitäten vor Ort ab.
Dr. Tim aus der Beek aus dem IWW – Rheinisch-Westfälisches Institut für Wasserforschung stellte in seinem Impulsvortrag „Wasserverschmutzung – Made in China oder Made in Germany“ fest, dass China zum wichtigsten Handelspartner Deutschlands avanciert ist, wobei insbesondere Textilien und Elektronikgüter importiert werden. Damit sei „virtuelles Wasser“ zu einem indirekten Konsumgut geworden. Der „Wasserfußabdruck“ für eine Jeans betrage 6.000 und für einen Computer 30.000 Liter. Damit löse das Konsumverhalten hierzulande vielerorts in China eine massive und sich verschlimmernde Wasserverschmutzung aus, so beispielsweise am Tai See, der die Bevölkerung in der Metropolregion rund um Shanghai mit Wasser versorgen (müsste).
Prof. Dr. Stefan Siedentop vom ILS – Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung lenkte den Blick zurück nach NRW und schilderte, dass „Wasser“ eine Renaissance in der Stadtentwicklung erlebt. Als Ressource wurde Wasser insbesondere in der Immobilienwirtschaft wiederentdeckt, indem es zunehmend analog zur „grünen Infrastruktur“ als „blaue Infrastruktur“ in der Stadt- und Quartiersplanung berücksichtigt wird, da das Wohnen am Wasser mit einer hohen Lebensqualität gleichgesetzt wird.
Dr. Friedrich Wilhelm Bolle vom FiW – Forschungsinstitut für Wasser- und Abfallwirtschaft an der RWTH Aachen ging auf den Wasser-Fußabdruck der Textilindustrie ein und stellte fest, dass unser Konsumverhalten einen enormen Einfluss auf die weltweite Wasserknappheit und Wasserverschmutzung hat. In Pakistan sei einerseits ein Großteil der Bevölkerung in der Textilindustrie beschäftigt, andererseits stehe diese Branche für einen enormen Wasserverbrauch. Das FiW unterstützt die Akteure dort deshalb dabei, die Produktivität „vom Baumwollfeld zum Bügel“ zu optimieren. Herr Bolle appelliert an das Publikum, weniger Kleidung zu kaufen, die dafür aber mit strengen Textilsiegeln versehen ist.
Im Anschluss an die Impulsvorträge fand eine von Prof. Dr. Uwe Schneidewind, wissenschaftlichem Vorstand der JRF und Präsident des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie, moderierte Podiumsdiskussion statt. Hierbei wurde sich der Frage gewidmet, wie das Thema „Wasser“ im Forschungssystem verankert ist und welche neuen Impulse möglicherweise gesetzt werden müssten, um das Thema noch stärker in den Fokus von Politik und Gesellschaft zu rücken. Die PodiumsteilnehmerInnen waren sich darin einig, dass es weiterhin und verstärkt eine Forschungsförderung jenseits der aktuellen DFG-Grundlagenförderung geben müsse, die auf interdisziplinäre Projekte ausgerichtet ist, um ein solches Querschnittsthema wie „Wasser“ fachübergreifend bearbeiten zu können. Dabei müsse auch die klassische Ressortforschung offen für die Belange sein, die in anderen Ressorts angesiedelt sind. Eine Herausforderung bestehe außerdem darin, Unternehmen mit einem hohen Wasserverbrauch auch hierzulande immer wieder aufs Neue davon zu überzeugen, dass das Forschen am Thema Wasser nie abgeschlossen ist. Nicht zuletzt sei der internationale Blick wichtig. Mehr internationale Projekte rund um das Thema Wasser, beispielsweise von der EU, würden das Vernetzen und damit das voneinander Lernen fördern. Insgesamt waren sich die Podiumsgäste darin einig, dass die JRF einen guten Rahmen für interdisziplinäre Projekte – in Kooperation mit weiteren Partnern, insbesondere den NRW-Universitäten – bietet, da sie es erlaube, Wasserforschung verknüpft zu denken. Damit fungiere sie als Impulsgeber für NRW und beweise auch darüber hinaus Strahlkraft – nicht nur für dieses Thema.
Bei der zweiten Podiumsdiskussion mit den PraxisvertreterInnen wurden Aspekte aus den Impulsvorträgen aufgegriffen. Als PodiumsteilnehmerInnen waren Daniela Krahl vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), Prof. Dr. Rainer Meckenstock von der Universität Duisburg-Essen und Marijana Todorovic vom Forum Umwelt und Entwicklung vertreten.
Frau Todorovic unterstrich die Thesen des FiW und des IWW, wonach die Verantwortung für Wasserverschmutzung und Wasserknappheit häufig in den Industrieländern liege und dass mit dieser Verantwortung sorgfältig umgegangen werden müsse. Zudem verwies sie auf unser Essverhalten insbesondere mit Blick auf den hohen Fleischkonsum. Dieses sei ein besonders wasserintensives Produkt, das zahlreiche „Nebenwirkungen“ mit sich bringe. Als Beispiel nannte sie den Wasserfußabdruck vieler importierter Lebensmittel, darunter Soja, für dessen Anbau vielerorts Regenwälder abgeholzt werden, und das hier als Tierfutterbestandteil in der Massentierzucht eingesetzt wird. In Anlehnung an den Vortrag des ILS unterstrich Herr Prof. Dr. Meckenstock, dass sich die Wasserqualität in NRW in den vergangenen Jahrzehnten sehr verbessert habe und dafür maßgeblich die Maßnahmen von politischer Seite verantwortlich seien. Ein großes Problem, mit dem NRW langfristig zu kämpfen haben werde, sei die Nitratbelastung im Trinkwasser. Dennoch seien das im Vergleich zu Entwicklungs- und Schwellenländer Luxusprobleme. Dass es sich dabei um Luxusprobleme handele, musste Frau Todorovic wiedersprechen. Frau Krahl betonte, dass beide Sichtweisen wichtig seien und erinnert daran, dass die Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung drei Ziele verfolge: Die Reduzierung von Phosphor und Nitrat sowie die Entwicklungszusammenarbeit.
Beim Empfang konnten sich die Gäste mit den WissenschaftlerInnen und den PraxisvertreterInnen austauschen.